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Inspiration Nr. 3 - 2022

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Rubrik Thema Dani Arnold

Rubrik Thema Dani Arnold Gipfeltreffen ‹1› Solo-Speedrekord an der Petit Dru (3733 m): 2021 durchstieg der Alpinist in einer Stunde und 43 Minuten die rund 900 Meter hohe Wand. ‹2› Genauso wichtig wie seine Speedrekorde wie hier in der Petit Dru sind ihm seine Begehungen anspruchsvoller Mixed-Routen, wie die erste Wiederholung der «Anubis» am Ben Nevis – die vielleicht schwierigste Mixed-Route in Schottland. ‹1› An welche deiner Leistungen sollen sich die Menschen erinnern? Mich nervt es, wenn ich auf die Geschwindigkeitgeschichten reduziert werde. Wichtig ist mir «Anubis» in Schottland. Ich habe die erste Wiederholung gemacht. Die Route ist 8a+ im Sommer und ich habe sie im Winter geklettert. Es ist eine der schwierigsten Mixed-Routen. Das Speedklettern hat sich erst mit der Zeit entwickelt, war jeweils nur beiläufig und ich musste dafür nie viel Aufwand betreiben. Eigernordwand, Matterhorn sind sozusagen «passiert». Bei der Jorasses war’s anders, die war mir wichtig, da bin ich doch sehr stolz. Und von der «Carlesso» am Torre Trieste redet kein Mensch. Die Schlüsselstelle ist 7a/7a+. Ich bin kein besonders guter Felskletterer und da gibt’s eine Stelle, in der ich ein wenig aufpassen musste, dass alles gut kommt. Darauf bin ich sehr stolz. Du hast mal gesagt, acht von zehn Projekten verlaufen nicht erfolgreich, und wirklich zufrieden bist du noch viel seltener. Was braucht es, dass du mit dir und deiner Leistung zufrieden bist? Ich bin mir selber gegenüber extrem kritisch. Und teilweise zu kritisch anderen gegenüber. Es hilft mir zum Weiterkommen. Beim letzten Projekt an der Petit Dru in Chamonix war ich sehr zufrieden. Es ist eine Typenfrage – es gibt diejenigen, die sehr schnell zufrieden sind. Und andere – zu denen gehöre ich. Es hindert mich daran, Emotionen zu zeigen. Viele Leute sind überwältigt und haben Tränen in den Augen, wenn sie oben am Gipfel ankommen. Ich bin dann sehr sachlich und sehe das eher so: Das war alles ganz gut und okay, aber jetzt schaue ich, dass ich wieder zurückkomme. Ich bin sehr, sehr sachlich. Die Nordwände sind mittlerweile Schauplatz für Rekorde – haben sie ihren Reiz aus alpinistischer Sicht verloren? Es gibt Bergsteiger, die sagen, dass man nur noch an den Achttausendern grosse Abenteuer erleben kann. Aus meiner Sicht ist das kreuzfalsch. In unseren Nordwänden wurden Geschichten geschrieben, wie an anderen Orten auch. Und wilde Orte gibt es auch in den Alpen. Wenn ich mich da messen möchte, wo sich die Besten gemessen haben, dann muss ich auch dorthin. Zum Vergleich: Es interessiert niemanden, wenn ein Sprinter seinen Rekord über 120 statt 100 Meter aufstellt. In welche Richtung bewegt sich deiner Meinung nach der Alpinismus? Es gibt eine Tendenz zur Spezialisierung, von den Allroundern gibt es weniger. Ist das bedauerlich? Ja, ich finde, das macht den Reiz aus. Ich finde es nicht beeindruckend, wenn jemand eine 9b klettert, aber noch nie einen Pickel in einen Eiszapfen geschlagen hat. Grundsätzlich findet der Bergsport in der Natur statt, und es ist mehr als Sport – es ist eine Leidenschaft. Um einen Viertausender zu besteigen, braucht es verschiedene Fähigkeiten, ansonsten wird es schwierig. Und wann ist Schluss? Schluss ist, wenn ein Ereignis bei mir oder in meinem Umfeld passiert, welches ich nicht mehr verarbeiten kann. Das wird dann der Moment sein, an dem Schluss ist. Dani Arnold Der Alpinist und Bergführer Dani Arnold (38) wuchs im Schächental auf 1720 Metern Höhe auf. Schon früh unternahm er mit seinem Vater und seinen Geschwistern Bergtouren, erst leichte Wanderungen, dann Klettereien. Mit Anfang zwanzig stieg der Urner in seine ersten Free-Solo-Eisklettertouren ein und pickelte sich die schwierigsten Eisund Mixedrouten Europas hoch – wenig später folgten grosse Touren auf der ganzen Welt. 2010 gelangen ihm, Stephan Siegrist und Thomas Senf die erste Winterbesteigung des Torre Egger in Patagonien. Der breiten Öffentlichkeit wurde er schliesslich mit dem Speed-Rekord der Eigernorwand 2011 bekannt, mit welcher er den damaligen Rekord von Ueli Steck unterbot. Dani Arnold lebt mit seiner Frau und seiner Tocher in Bürglen. Fotos: Romano Salis ‹2› «Mich nervt es, wenn ich auf die Geschwindigkeitsgeschichten reduziert werde.» Das ganze Gespräch mit Dani Arnold über die Zukunft des Alpinismus, seine Beziehung zu Ueli Steck und seine anspruchsvollen Begehungen abseits der Speed-Touren finden Sie im Bächli-Podcast Schlüsselstellen. 52 53

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