Gipfeltreffen Dani Arnold Thema Rubrik «Es ist der Bauch, der Ja oder Nein sagt.» Stille Wasser sind tief, heisst es. Dani Arnold gehört nicht zu den Lautsprechern in der Alpinistengilde, obwohl seine Leistungen das zweifellos hergeben. Im Interview spricht der Urner über sein Bauchgefühl, warum ihn Spezialisten nicht beeindrucken und welche seiner Solo-Touren zu Unrecht unterschätzt werden. Interview Jürg Buschor Beschäftigst du dich mit der Frage, was das breite Publikum über dich und dein Tun denkt? Mittlerweile nicht mehr so stark. Das war aber nicht immer so, denn ich kann schlecht mit Kritik umgehen. Ich biete mit meinem kompromisslosen Stil sehr viel Angriffsfläche. Dass das nicht alle gut finden, damit kann ich heute gut leben. Ich mache die Dinge ja schliesslich für mich. Und ich habe das Gefühl, das ist der Weg, den ich gehen möchte. Leider ja. Die Zeiten haben sich geändert. Ich finde zwar, dass das Bergsteigerehrenwort eines der höchsten Güter ist, die wir haben. Aber die Vergangenheit hat gezeigt, dass es nicht immer alle so genau genommen haben. Vor allem, wenn Geld im Spiel ist. Es passt nicht ganz zusammen, wenn auf der einen Seite Marketingauftritt und Management super professionell sind, man aber bei den grössten alpinistischen Leistungen immer den Fotoapparat verliert. Matterhorn (2015), Piz Badile (2016), Grandes Jorasses (2018), Grosse Zinne (2019) und Petit Dru (2021): Der Urner Dani Arnold hält an fünf von sechs der grossen Nordwände der Alpen den Speedrekord. Kann man sich dem Druck der Öffentlichkeit und der Sponsoren überhaupt entziehen, immer extremere Sachen zu machen? Ich glaube, das ist immer im Hinterkopf. Aber das ist ganz normal: Ich bekomme von einem Sponsor etwas und möchte auch möglichst viel zurückgeben. Immer höhere Ziele bedeuten auch höhere Risiken. In den Bergen gibt es keine lückenlose Kontrolle der Akteure. Das hat in der Geschichte des Alpinismus zu etlichen Kontroversen geführt. Muss ein Spitzenalpinist seine Leistung beweisen? Alpinisten unter Generalverdacht? Wenn ich eine Vortragsmöglichkeit oder einen Sponsoringvertrag nicht erhalte, kann ich gut damit leben. Aber es ist unfair, wenn sich motivierte Junge an einer Leistung messen, die so nicht stattgefunden hat. Ich trage Verantwortung und habe Vorbildfunktion. Speedrekorde sind spektakulär. Aber am Berg verändern sich die Verhältnisse fortlaufend – machen da Leistungsvergleiche überhaupt Sinn? Vergleiche sind extrem schwierig, besonders in den grossen Nordwänden. Auf Foto: Romano Salis 48 49
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