Wegwesier Davos bäckt. «Noch heiss Deckel drauf, das ist wie einwecken», verrät er, «und hält ewig». Einst ging am Strelapass eine Seilbahn durch, doch die wurde abgebaut. «Jetzt müssen zwar alle mindestens eine Stunde zu mir wandern, doch ich habe viel zufriedenere Gäste», schmunzelt der Hüne mit den Kuhfellclogs. Rinder grasen friedlich rund um die schmucke Berghütte und pflegen damit eine harmonische Kulturlandschaft. Dass das Gelände im Winter als Skigebiet genutzt wird, bemerkt man kaum. So wie das früher mit allen Skigebieten war. Skigebiet Slow Mountain heisst es nun zwischen Schatzalp und Strelapass mit zwei Retro-Skiliften. Passend zur Nostalgie des ehemaligen Tuberkulose-Sanatoriums, das Thomas Mann in seinem «Zauberberg» literarisch in die Weltgeschichte katapultierte. Seit 1953/54 ist es ein Hotel, hier kann noch immer dem Flair der Belle Epoque nachgespürt werden. Wer Slow Mountain wirklich umsetzen möchte, übernachtet am Strelapass mit seinen unvergesslichen Sonnenuntergängen und auf der Schatzalp mit seinem Paradiesgarten. So hat man zudem genügend Zeit für das Alpinum, mit bis zu 26'000 Bovis-Einheiten eine echte Energie-Tankstelle. Das verdeutlicht auch die Vegetation. Auf dem fünf Hektar grossen Gartenareal gedeihen mehr als 5000 verschiedene Gebirgsspezies, darunter eine der grössten Edelweiss-Sammlungen der Welt. Eine Führung mit Gartendirektor Klaus Oetjen ist Gold wert. Schnell wird manch einem dabei klar, warum es mit der einen oder anderen Pflanze zu Hause traurig ausschaut. Nicht die Pflanzen müssen sich uns anpassen, sondern umgekehrt. «In unserem Garten», so Klaus Oetjen, «sucht sich jede Pflanze quasi ihren Platz selbst aus. Nur artgerechtes Gärtnern führt zu solchen Erfolgen. Viele staunen über die Schönheit von Pflanzen, wollen aber nicht in die Tiefe gehen. Vom botanischen Namen will man in der Regel nichts wissen, doch er verrät Wesentliches. Beispielsweise ihre Herkunft. Dabei ist nicht das Herkunftsland bedeutend, sondern das Verbreitungsgebiet. Und wie sieht das Habitat aus? Wachsen sie auf Stein, neben oder unter dem Stein? Werden die Grundlagen berücksichtigt, gibt es mit keiner Pflanze ein Problem.» Oetjen fesselt mit seinen Geschichten, seiner Passion, und man betrachtet Pflanzen plötzlich in einem ganz anderen Licht. Es schillert und leuchtet in allen Farben um einen herum. Vielfalt erzeugt Vielfalt. Ab Juni flaniere man hier durch Wolken von Schmetterlingen, begeistert sich der Gärtnermeister. Immer auf der Höhe Vielleicht will man aber auch Strecke machen und dabei Punkte sammeln. Aussichtsmeister nennen das dann die Touristiker und haben eine Web-App kreiert, bei der 100 Aussichtspunkte rund um Davos Klosters darauf warten, gescannt zu werden. 2022 läuft die Aktion wieder vom 1. Juni bis Mitte Oktober. Das Strelaseeli beim Strelapass gehört dazu. Ebenso das Jatzhorn. ‹2› ‹1› ‹1› Es blüht und grünt rund um den Thomas- Mann-Platz, Herzstück im Schatzalp-Alpinum. ‹2› Gipfelsammler laden sich die App Aussichtsmeister herunter und punkten am Jatzhorn. Es liegt auf der Gratroute, die uns vom Jakobshorn ins Sertigtal führt. Schnell ist man mit der Schatzalp-Bahn in Davos und per Bergbahn auf dem Jakobshorn. Jede Menge Mountainbiker haben meist das Gleiche vor. Doch man kann ihnen kurz nach der Bergstation ausweichen auf einen schmalen Kammpfad, der Stille und pures Panoramaglück schenkt. Wie ein Bindfaden fädelt er sich über dem Dischma- und dem Sertigtal zur Tällifurgga, wo man auf den Walserweg trifft. Uns gefällt das Kammwandern so gut, dass wir die Strecke bis zum Tällihorn verlängern. Jäh fällt von dort der Blick ins Sertig. Verwunschen liegt das Bilderbuchdörfli im giftgrünen Talboden vor der mächtigen Gebirgskulisse des Hoch Ducan. Wie aus der Zeit gefallen wirkt das Sertig-Dörfli. Alte, vergilbte Schwarzweissfotos, die im Walserhuus hängen, bestätigen, dass sich nichts verändert hat. Nur das Walserhuus selbst. Ein Bild zeigt es als Kurhaus. Die staubfreie, glasklare Bergluft und das gesunde Höhenklima hatten Anfang des 20. Jahrhunderts Lungenkranke zur Kur nach Davos gezogen. Unzählige Sanatorien entstanden, die in den 1940er-Jahren mit der Entwicklung neuer Medikamente überflüssig und im Laufe der Zeit zu Hotels umfunktioniert wurden. Dazu gehört neben Schatzalp und Walserhuus auch das Hotel Ducan in Monstein, stellen wir am Ende fest. Da haben wir uns ganz zufällig also einen regelrechten Kurhaus-Trek ausgedacht, der sich zugleich auch noch als Gourmet-Trek outet. Durch die Bank wird unser Gaumen verwöhnt. Im Walserhuus 4 - SEEN - HÖHEN WANDERUNG «Vom Sanatorium zum Slow Mountain: Davos schenkt Stille und pures Panoramaglück.» Profi tieren Sie von 10 % Reduktion auf die Bergbahnen. 18 Ein Höhenweg. Drei Start - und Zielorte. 19 hoehenwanderung.ch
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