GIPFELTREFFEN BILLI BIERLING «Ich finde sehr gerne etwas über Menschen heraus.» Billi Bierling ist Managing Director der Himalayan Database, der verlässlichsten Chronik des Höhenbergsteigens. «WIR SIND DIE REFERENZ» Billi Bierling ist das Gesicht der Himalayan Database und führt akribisch Buch über das Expeditionsbergsteigen in Nepal. Die 54-Jährige selbst stand auch schon sieben Mal auf dem Gipfel eines Achttausenders. Ein Gespräch über Betrüger, den Unterschied zwischen Abenteuer und Sport und den Zweck einer Alpinismus-Datenbank. INTERVIEW STEPHANIE GEIGER Frau Bierling, Sie sind nach einem mehrwöchigen Aufenthalt Ende November aus Nepal zurückgekehrt. Aktuell arbeiten Sie für die Humanitäre Hilfe der Schweiz – Sie selbst besitzen auch den Schweizer Pass – und unterstützen deren Büro in Afghanistan. Für dieses Interview treffen wir Sie gerade in Garmisch-Partenkirchen, wo Sie bei Ihrer Mutter zu Besuch sind. Ist das das ganz normale Leben einer Kosmopolitin? Vielleicht kann ich es so sagen: In Deutschland liegen meine Wurzeln. Die Schweiz, in der ich seit zwanzig Jahren einen Wohnsitz habe, ist meine administrative Heimat, wo ich Steuern zahle und wo meine ganzen Versicherungen laufen. Für die Humanitäre Hilfe der Schweiz gehe ich hin und wieder als Kommunikationsexpertin in den Einsatz zu Menschen, die von einer Naturkatastrophe, Kriegen oder anderen humanitären Krisen betroffen sind. Für diese Erfahrungen bin ich sehr dankbar. Und Nepal ist meine Wahlheimat, wo ich früher mehr als ein halbes Jahr verbracht habe und heute immer noch vier bis fünf Monate pro Jahr lebe. Bei Ihrem Abschied von Nepal im November haben Sie in den sozialen Medien gleich schon Ihre Rückkehr für März 2022 angekündigt. Was verbindet Sie persönlich so sehr mit diesem Land? Ich liebe das Chaos in Kathmandu. Das liegt vielleicht daran, dass ich so ein schlecht strukturierter Mensch bin. Aber im Ernst: Der Verkehr in Kathmandu ist chaotisch, aber es funktioniert. Es gibt keine Corona- Maskenpflicht, und doch tragen alle eine Maske. Und während der Schuster in Europa meine alten Schuhe wegwerfen würde, bekomme ich sie in Kathmandu repariert. Das gefällt mir. Mich verbinden natürlich auch die Berge mit dem Land. Wobei ich ehrlich sein muss: In Kathmandu bin ich von den Bergen viel weiter weg als in Garmisch-Partenkirchen, wo ich durch die Tür hinausgehe und auf die Zugspitze laufe. FOTO: NOMI BAUMGARTL 36 37
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