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Inspiration Nr. 1/2020

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EXPERT LVS-GERÄTE KLUGE

EXPERT LVS-GERÄTE KLUGE CHÄSCHTLI Geräte zur Suche von Lawinenverschütteten sind ausgereifter denn je. Dass in der Praxis dennoch gelegentlich Probleme auftreten, liegt eher in der Natur des Menschen. ILLUSTRATION: SOPHIE KETTERER TEXT THOMAS EBERT Jedes Bergsportprodukt hat eine primäre Funktion. Hardshells müssen Wind und Regen abhalten, Kletterseile müssen Sturzenergie aufnehmen, ohne zu reissen, und Lawinenverschüttetensuchgeräte, oder kurz: LVS-Geräte, müssen Ersthelfer schnell und zuverlässig zum Verschütteten lotsen. Wobei beim LVS-Gerät, anders als bei Seil oder Jacke, immer noch ein beträchtlicher Anteil des Gelingens vom Benutzer abhängt. Kein anderes Bergsportprodukt muss im Ernstfall unter so grossem Stress bedient werden wie der «Piepser». Denn wenn ein guter Freund oder eine gute Freundin unter dem Schnee begraben liegt und die Zeit drängt, dann ist ein «kühler Kopf» unendlich leichter gesagt als bewahrt. In Panik kann selbst das Umschalten von «Senden» auf «Suchen» zu einer Herausforderung werden. Gute LVS-Geräte sind also nicht nur sehr leistungsfähig, sondern müssen auch im Ausnahmezustand intuitiv zu bedienen sein. Doch der Reihe nach. Was steckt eigentlich in einem LVS-Gerät? Die europäische Norm 300718 schreibt vor, dass LVS-Geräte auf der einheitlichen Frequenz von 457 kHz senden. Was logisch klingt, ist nicht selbstverständlich, denn noch in den 1980er-Jahren herrschte ein Durcheinander von Frequenzen. Erzeugt und empfangen werden die Signale mit hochsensiblen Ferritantennen – drei davon sollte heutzutage jedes LVS-Gerät besitzen. Denn gesendet werden die Signale entlang einer Achse, und zwar nicht strahlenförmig, sondern in nierenförmigen Feldlinien. Vereinfacht gesagt wandert das Signal in einem Bogen vom einen Pol einer Antenne zum anderen Pol. Experten sprechen von einer «ungünstigen Koppellage», wenn das vom Sender ausgestrahlte Magnetfeld beim Empfänger kein Signal erzeugt. Daher suchen moderne LVS-Geräte mit drei Antennen – in jede Richtung des Raumes eine, damit das Sendesignal auch beim Empfänger registriert werden kann. Die Antennen sind auch der Grund, warum Nutzer nicht über die Grösse von LVS-Geräten klagen sollten. Zwar wirken die Geräte im Vergleich zu sieben Millimeter flachen und superschlauen Smartphones recht klobig. Doch die Signalstärke der Antennen, die das grösste Bauteil in einem LVS-Gerät sind, hängt direkt von ihrer Grösse ab, und hier ist das physikalische Limit erreicht. «Die ideale Form für ein LVS-Gerät wäre ein Würfel», sagt Heinz Stocker, Marketing-Manager bei der österreichischen Firma Pieps. Dann könnten alle drei Antennen gleich gross und stark sein. Weil ein LVS-Gerät aber immer am Körper getragen werden muss – einen Rucksack kann die Lawine mit Leichtigkeit davonschleudern – muss zumindest eine Antenne kürzer ausfallen. GUT GEFÜHRT Matthias Schmid, Bächli-Bergsport-Experte, bewertet das derzeitige Angebot an LVS-Geräten positiv. «Die Entwickler machen zurzeit einen super Job. Eine Weile gab es fast eine Flut an neuen Geräten – da war nicht immer so klar, welche die zuverlässigsten sind. Heute hat sich das Angebot ziemlich konsolidiert.» Zentrale Funktionen, die ein modernes LVS-Gerät leisten sollte, sind neben den standardmässigen drei Antennen: eine Suchstreifenbreite von mindestens 50 Metern, ein kontrastreiches Display mit Beleuchtung, Gruppencheck, eine Markierfunktion bei Mehrfachverschüttungen sowie eine automatische Umschaltung vom Such- in den Sendemodus, für den Fall von Nachlawinen. Alle bei Bächli Bergsport erhältlichen Geräte haben das drauf. «Bei den Geräten, die wir derzeit anbieten, geht es eigentlich nur noch darum, welche Benutzerführung dem Kunden mehr entgegenkommt», so Schmid. Stichwort Benutzerführung: Wie eingangs erwähnt, sollten gute LVS-Geräte so intuitiv wie möglich sein, gleichzeitig aber mit vielen Suchszenarien zurechtkommen. Diesen Spagat beherrschen die Hersteller immer besser: «Wer heute ein neues Gerät in die Hand nimmt, kommt fast schon auf Anhieb damit klar», findet Schmid und hebt ein Gerät besonders hervor: INSPIRATION 01 / 2020 41

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