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Inspiration Nr. 04 - 2023

Wegweiser Freetouring im

Wegweiser Freetouring im Wallis Arbeitseinsatz Interferrera Wegweiser ‹1 › An Freeride-Varianten herrscht im Lötschental kein Mangel. ‹2 › Bergidylle: Sonnengegerbte Kapelle und Alphütten auf der Hockenalp – vor der grandiosen Kulisse des Wilerhorns im Lötschental ‹3 › Traumpanorama: Aufstieg zum Col de la Golette oberhalb von Les Marécottes ‹1 › Die Jagd nach den weissen Diamanten – klingt wie ein Thriller. «Und irgendwie ist es das auch», überlegt Jürg, als wir bei der Anreise mit dem Zug durch den Lötschbergtunnel rattern. «Kaum hat es geschneit, beginnt der grosse Powder-Rausch. Wer zu spät kommt, geht leer aus. Zumindest dort, wo alle suchen.» Deshalb haben wir uns für dieses Wochenende ein Alternativprogramm überlegt. Die letzten kurvigen Kilometer durch die Galerien und Tunnels von Goppenstein hinauf nach Wiler im Lötschental machen Hoffnung. Zumindest jetzt, am späten Freitagabend, ist die Bergstrasse verwaist. Lötschental: sechs Lifte und fett Schnee Das Lötschental ist eine Sackgasse – eine der schönsten in den Alpen. «Die Verlängerung am Talschluss führt schnurstracks hinauf zu den Viertausendern Aletschhorn, Finsteraarhorn, Mönch und Jungfrau», erklärt Skilehrer Beat Dietrich bei einem kurzen Panoramastopp nach den ersten Schwüngen am nächsten Morgen. Unten überm Rhônetal hängt noch der Nebel. Aber hier oben herrscht bestes Skiwetter – wäre da nicht die unangenehm kräftige und kalte Bise. Stürmische Windböen lassen am Hockengrat Finger und Nasenspitze einfrieren. Den Neuschnee der vergangenen Woche hat der Wind in ruppigen Plattenpulver verwandelt. «Nicht unbedingt typisch für hier», meint Beat, «aber wir werden ein paar gute Hänge finden.» Kaum einer kennt das Gebiet so gut wie er. Beat zählt zu den Ski-Urgesteinen im Lötschental. 20 Jahre lang war er Skischulleiter. Als Experte der Lawinensprengkommission kennt er sich auch abseits der Pisten bestens aus. «Die Auswahl an Lines ist schier grenzenlos», erzählt Beat. Dabei klingen die nackten Zahlen des Skigebiets eher bescheiden: 55 Kilometer Pisten, sechs Lifte – das war’s. Doch nach Osten, hinüber zum Petersgrat, und nach Westen in Richtung Lötschenpass erstreckt sich auf etwa zehn Kilometern Breite ein Freeride-Paradies, das seinen Namen wirklich verdient. Weite, offene Hänge – teils ohne, teils mit kurzen Aufstiegen erreichbar. Dazwischen Felsgrate, Rinnen, Kuppen, Mulden. Die sonnengegerbten Holzhütten der Hockenalp und Lauchernalp wirken wie die Kulisse eines Heidifilms. Kein Hype, kein Bling-Bling wie in Verbier oder Zermatt. Im Lötschental geht’s bodenständig zu. Dazu gehören auch die «Tschägättä». Von Anfang Februar bis zum Fasnachtsdienstag ziehen sie durchs Tal. Wilde Kreaturen, die sich mit Schaffellen und selbst geschnitzten, furchteinflössend bemalten Holzmasken in Dämonen verwandeln. Das Schnitzen der fantasievollen Holzlarven aus Arvenholz hat im Tal eine lange Tradition. ‹2 › 3 Skilifte in Jérémie Heitz‘ Haus-Skigebiet Les Marécottes 12,65 Meter Gesamtschneefallmenge auf der Lauchernalp im Lötschental im Winter 2017/18 20 Mal hat bereits der First-Track Freeride-Contest (Qualifier zur Freeride World Tour) an den Couloirs Ombrintzes in St-Luc/ Chandolin Station gemacht «Zur Zeit der Tschägättä stehen die Chancen auf Pulver meist gut», meint Beat bei einer der nächsten Auffahrten mit der Hockenhorn-Gondel. «Wir bekommen dann in der Regel immer viel Schnee.» Kein Wunder, das Lötschental liegt direkt am Nord-Süd-Kamm zwischen Berner Oberland und Wallis. Die grössten Schneemengen kommen bei Tiefs aus Südwest, West oder Nordwest. «Und im Frühjahr haben wir dank der vielen Südhänge sensationellen Firn.» Doch das ist noch längst nicht alles. Ist die weisse Unterlage bis ins Tal mächtig genug, sind die Abfahrten richtig lang. Der letzte Run führt mit einem kurzen Zwischenanstieg am Grat entlang zur Lötschenpasshütte. Nach einer kräftigen Portion Rösti zur Stärkung ziehen Beat, Lisa und Jürg ihre Schwünge über weite Flanken und ein paar steile Rinnen hinab zur Kummenalp und weiter nach Ferden. Insgesamt fast 2000 Höhenmeter. Lisa strahlt: «Wenn das mal kein Diamant ist!» Kleiner Hochkaräter im Val d’Anniviers «Respekt!» Selbst als ehemaliger Rider der Freeride World Tour ist Jürg am nächsten Tag ziemlich von den Socken. Oberhalb von St-Luc im Val d’Anniviers südlich des Rhônetals tut sich ein weites, kupiertes Gelände auf. Die Pisten wirken inmitten dieses vielseitigen mit Felsblöcken, Graten und Wechten garnierten Terrains wie Verbindungswege von einem Top-Spot zum nächsten. Kein Wunder, dass die Freeride World Tour hier schon seit 20 Jahren jeden Winter einen Qualifier-Event veranstaltet. ‹3 › 28 29

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