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Inspiration Nr. 04 - 2023

Expert Isolation: Vom

Expert Isolation: Vom Baselayer bis zur Daune Bei der Kombination mehrerer Isolationsschichten wie Fleece- und Kunstfaserjacken, sollte man darauf achten, dass die Kapuzen beim Tragen gut ineinander und übereinander passen. «Mehrere dünne Lagen bieten mehr Optimierungsspielraum als wenige dicke Lagen.» Marcus Liss Stellv. Einkaufsleiter faser mit eingearbeiteten Braunalgen, sollen die geruchshemmenden Eigenschaften der Wolle imitieren und so ein längeres Tragen der Bekleidung ermöglichen. «Moderne Gewebemischungen bieten heute eine gute Passform, eine angenehme Klimaregulation und einen hervorragenden Next-To-Skin-Komfort», so der Bekleidungsexperte. Neben den allgegenwärtigen Materialmischungen sei, so Liss, aktuell auch ein gegenläufiges Prinzip zu erkennen: Produkte aus Mono-Materialien. Der Hintergrund ist hier der Nachhaltigkeitsaspekt. Denn Produkte aus sortenreinen Materialien lassen sich nach dem Gebrauch leichter und ohne Einbussen in der Qualität wiederverwerten. Aus Sicht von Marcus Liss wären geschlossene Materialkreisläufe, an denen aktuell branchenweit gearbeitet wird, eines der nachhaltigsten Prinzipien für die Branche. «Wenn diese Materialien dann zudem noch bio-basiert sind, dann wäre das nachhaltiger als alles, was momentan noch durch Tierhaltung oder Petroche- Wärme auf Knopfdruck Es gibt mittlerweile auch über Batterie beheizte Kleidungsstücke, die selbst aktiv Wärme produzieren, wie etwa die I-Thermic Produkte von Odlo. Im Vergleich zu beheizbaren Handschuhen oder Schuheinlagen werden sie jedoch seltener gekauft. «Vermutlich ist bei Menschen mit kalten Händen der Leidensdruck am grössten», schätzt Liss. Zudem seien eine begrenzte Akkuleistung und der Preis entscheidende Faktoren bei der Kaufentscheidung. mie geliefert werden muss», so Liss‘ Einschätzung. Auch bei dem klassischerweise als Midlayer getragenen Fleece gibt es so mittlerweile bio-basierte Varianten. Fleece im Allgemeinen zeichnet sich durch ein angenehmes Tragegefühl, den raschen Abtransport von Schweiss sowie seine wärmende Eigenschaft aus. Stretchfleece enthält einen grösseren Anteil an Elasthan und ist somit dehnbarer – ideal für Aktivitäten mit hohem Bewegungsradius im Oberkörper. Grid- oder auch Waffel-Fleece hat dem Namen nach eine waffelartige Struktur auf der Innenseite. Durch die hierdurch entstehenden Kanäle funktioniert der Abtransport von Feuchtigkeit noch besser, was sich bei besonders schweisstreibenden Aktivitäten bezahlt macht. Der Teddy-Fleece, also die kuscheligste, hochflorige Variante mit vielen Faserzwischenräumen weist das beste Wärme-Gewicht-Verhältnis der Fleecevarianten auf. Die beste Wärmeleistung haben grundsätzlich die Textilien, die am meisten Hohlräume zwischen ihren Fasern bieten. «Je grösser diese Luftbarriere ist, desto effektiver die Isolation», so Liss. Gekräuselte Wolle isoliert demnach besser als eine aalglatte Polyesterfaser. Unschlagbar im Wärme-Gewicht-Verhältnis sind tierische Daunen Foto: Haglöfs mit ihren unzähligen Verästelungen – die bei Kontakt mit Feuchtigkeit jedoch in sich zusammenfallen und ihren Isolationseffekt verlieren. Gegengesteuert wird mit wasserabweisenden Aussenstoffen und hydrophober Behandlung von Daunen. Unempfindlicher sind grundsätzlich Füllungen aus Synthetik, wie z. B. Primaloft. Dick oder dünn? DESIGNED FOR THE GREAT OUTDOORS Columbia Fall-Winter Collection «Mit etwas Erfahrung findet man heraus, welches Material in welcher Isolationsstärke zum eigenen Schwitzverhalten und Kälteempfinden passt», rät Experte Marcus Liss. Anders als etwa bei Schlafsäcken gibt es keine verbindliche Norm zur Angabe von Temperaturbereichen. Numerische Anhaltspunkte gibt, vor allem bei Baselayern, die Grammatur des Gewebes. «Das Kälteempfinden ist sehr individuell, pauschale Aussagen, wie dick eine Isolationsschicht sein soll, sind schwer zu treffen», gibt Liss einschränkend zu. Im Sommer empfiehlt Liss leichtere Qualitäten zwischen 120-185 g/m 2 bei den Merino-Baselayern und ein leichteres Fleece mit 100-200 g/m 2 . Im Winter rät er zu wärmeren Qualitäten von 185- 260 g/m 2 bei Wolle und zwischen 200- 300 g/m 2 bei Fleece. Bei Midlayern und synthetischen Daunenjacken lohnt sich ein Blick auf die Produktbeschreibung, bei der häufig das Füllgewicht angegeben ist. «Auch bei den Füllmengen im Daunen- oder Kunstfaserbereich gilt: je mehr, desto wärmer», sagt Liss. Und bei Isolationsjacken aus Naturdaune gibt neben dem Füllgewicht auch die Bauschkraft (gemessen in cuin) und das Mischverhältnis von Daunen und Federn Auskunft über die Isolationsleistung. Selbstverständlich kann und sollte, nach dem Multifunktionsprinzip, jede Isolationsschicht bei wärmerem Wetter auch für sich allein getragen werden. «Mehrere dünne Lagen bieten mehr Optimierungsspielraum als wenige dicke Lagen», sagt Liss. Wer (zu) viele Lagen kombiniert, läuft allerdings Gefahr, die Bewegungsfreiheit einzuschränken. Ein klassischer Fall ist die Kapuze, die in einer der mittleren Schichten störend sein kann. Aus funktionaler Sicht empfiehlt Liss eine Kapuze nur in der äusseren Schicht. «Da viele Midlayer aber auch solo, also bei moderaten Temperaturen bzw. auch im Alltag getragen werden, ist es oft auch eine Frage des Styles», so Liss. Viele Midlayer-Modelle gibt es deshalb wahlweise mit oder ohne Kapuze, häufig auch in den Varianten Sweater (mit Halfzip) oder als Jacke mit durchgängigem Reissverschluss. Und ganz gleich, wie viele Schichten bereits getragen werden: Liss rät dazu, immer noch eine Jacke für den Notfall im Rucksack zu haben. 24 25

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