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Inspiration Nr. 04 - 2022

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Wegwesier Surselva Als

Wegwesier Surselva Als die Sonnenstrahlen durch das Stubenfenster scheinen, ist der Zwischenstopp beendet: Zügig spurt Bruno Honegger durch die steile Südwestflanke des Piz Cavradi und findet problemlos die flachsten Passagen in «seinem» Hüttenhang. Ein paar rötliche Gneis-Scherben markieren schliesslich das Ende des technisch einfachen Aufstiegs. Der Gipfel ist zwar nicht der höchste im Rund, dennoch ist er eine perfekte Aussichtsplattform für die obere Surselva. Skitourenparadies Surselva Die Spuren von Skitourengehern locken in alle Himmelsrichtungen ins Gelände: links vor einem die Routen auf Pazolastock (2739 m) und den Badus (2928 m), die gerne vom Oberalppass angegangen werden. Rechts lässt das schroffe Felsdreieck des Piz Máler (2790 m) über dem grün schimmernden Lai da Curnera so gar nicht vermuten, dass ein fast gemächlicher – wenn auch langer – Anstieg über den Nordostrücken von Sedrun her möglich ist. Wer dabei die historisch anmutende Mini-Kabine der Tgom-Luftseilbahn benutzt, spart sich gleich 600 Höhenmeter auf den Parade-Aussichtsberg. Im Süden von Maighels werden versierte Tourengeher wiederum von den Steilabfahrten am Piz Nair (2764 m) angezogen. Der einfache Hatsch auf den Piz Alv (2769 m) dagegen bietet sich für Geniesser an. Ein weiteres Highlight ist ausserdem die rassige Abfahrt über den Nordostrücken des Piz Cavradi – ein Klassiker in der Surselva, der uns an diesem Tag aber leider verwehrt bleibt: «Schlechte Sicht in kritischen Steilpassagen», beurteilt Bruno Honegger kurzerhand. Ein anderes Mal also! Apropos Schnee: Die Täler der Surselva sind eine wahre Wetterküche. Oberalppass, Sedrun oder Disentis liegen jeweils nur ein paar Kilometer auseinander. An dem einen Ort kann es schneien, an dem anderen die Sonne scheinen. Während es hier ein paar Dezimeter Neuschnee herunterhaut, bläst gleich hinterm nächsten Taleck am Vorderrhein der Wind. Die Hauptpässe sind dafür verantwortlich: Schnee aus Nordwesten rauscht über den Oberalppass, Schnee aus dem Süden kommt vom Lukmanierpass. Immerhin: So bekommt die Surselva reichlich Weiss ab. Und wegen seines Schneereichtums hat sich das Areal auch einen guten Namen als Location für Freetourer und Freeriderinnen gemacht. So zieht David Berther gerne mit den Tiefschnee-Fans los: Der junge Bergführer aus Segnas weiss, wo auch bei heikleren Verhältnissen noch sicheres Terrain jenseits der Pisten von Disentis und Sedrun zu finden ist. Dass er nicht nur mit dem Gelände, sondern auch mit den anderen Einheimischen zutiefst vertraut ist, zeigt sich bei der Auffahrt mit den Liften: In tiefem, kehligem Surselva-Rumantsch parliert er mit den Locals. Der Bergführer scheint wirklich jeden zu kennen, was darin liegen könnte, dass er im Sommer eine Schreinerei führt und viel herumkommt. Im Winter wiederum ist er in den Bergen ‹2› ‹1› ‹1› Abfahrt vom Pazolastock in das Val Maighels – hinten das Vorderrheintal ‹2› Gipfelfreuden auf dem Piz Cavradi ‹3› Aufstieg zum Piz Cavradi von der Maighelshütte der Surselva zu finden. Dabei führt er seine abfahrtsorientierten Gäste nicht nur zu den Klassikern im Val Segnas oder Val Acletta – ein Experte wie David Berther weiss, wo man unberührte Hänge findet. So lassen sich auch am Nachmittag im Val Pintga unterm La-Muotta-Rücken oder in der Val Gronda noch Firstlines finden. Gleich hinterm Leuchtturm hinauf Nach zwei Tagen mit ordentlich Neuschnee bewährt es sich auch bei der Standard-Tour vom Oberalppass zum Pazolastock, einem Gebietskenner wie Bruno Honegger hinterherzulaufen. Gleich hinterm Leuchtturm zieht er erste Spuren durch das Val da Puozas. Vor einer riskanten steilen Hangquerung am Ostgrat checkt der Führer nochmal die Lage und entscheidet: «Die Flanke hat genug Sonne am Vortag und Frost in der Nacht bekommen, dass sie wieder stabil ist.» Bald ist der abgeblasene Rücken erreicht, der zum höchsten Punkt führt. Sehnsuchtsvoll schweift der Blick über die Tourenmöglichkeiten im Norden der oberen Surselva, die noch warten: eine Spritztour von Rueras durch das Val Milà zum 2546 Meter hohen Caschlè oder doch zum Oberalpstock auf 3323 Metern Höhe mit der langen Abfahrt ins Val Strem? Und natürlich gäbe es dann noch den «Etzli-Loop»: Über den Piz ‹3› «Schnee aus Nordwesten rauscht über den Oberalppass, Schnee aus dem Süden kommt vom Lukmanierpass. Die Surselva bekommt reichlich Weiss ab.» 1230 Kilometer sind es in etwa von der Quelle des Rheins am Lai da Tuma nahe des Oberalppasses bis zur Mündung in der Nordsee bei Rotterdam. 1958 wurde die Luftseilbahn Tgom in Sedrun für die Arbeiten am Stausee Nalps eröffnet. Skitourengehern erspart die Nostalgie-Bahn rund 600 Höhenmeter für den Aufstieg auf den Piz Máler. 123,1 Gramm wog ein Nugget, den ein Hobby-Goldwäscher 1997 am Vorderrhein zwischen Disentis und Sedrun entdeckt hat. Die Surselva ist für ihren Gold- Reichtum bekannt. 16 17

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