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Inspiration Nr 04 - 2020

GIPFELTREFFEN STEVE

GIPFELTREFFEN STEVE HOUSE «DANN BRENNT DAS FEUER NICHT MEHR GANZ SO STARK» Zwischen Piolet d’Or und Notaufnahme: Steve House hat die Hälfte seines Lebens als Profibergsteiger gearbeitet. Anlässlich seines 50. Geburtstag spricht der Amerikaner über seinen Weg von den Gipfeln der Welt ins Familienleben – und warum ihm das Bergsteigen lebenslang Freude bereitet. INTERVIEW THOMAS EBERT 32 Steve, du bist am 4. August 50 Jahre alt geworden. Alles Gute nachträglich! Fühlst du dich jung oder alt? Danke! 50 zu werden war schon hart, aber ich bin mit meinen Entscheidungen ganz zufrieden. Früher habe ich die meisten Geburtstage in irgendeinem Basecamp verbracht, dieses Jahr habe ich mit meinen Kindern bei meinen Eltern im Garten gespielt, es gab Kuchen, meine Schwester war da. Mit der Reihenfolge bin ich zufrieden, ich würde es nicht umgekehrt machen. Warum hart? Gibt es doch noch unerfüllte Träume, K2 oder Makalu, wo du dir lange die Zähne ausgebissen hast? Ich habe natürlich nicht alles geschafft, was ich mir als Alpinist vorgenommen habe. Ein möglichst guter Bergsteiger zu sein, war für mindestens 20 Jahre meines Lebens mein nahezu einziges Ziel. Es war das, woran ich tagsüber gearbeitet und mitten in der Nacht gedacht habe, wenn ich aufgewacht bin. Eine Transformation dieser Identität passiert nicht von heute auf morgen, die dauert eher Jahrzehnte. Und die Wahrheit ist auch: Wenn du in einer Sache wirklich gut werden willst, und dich nur auf diese Sache konzentrierst, dann ist es gar nicht so schwierig. Genau das habe ich mit Klettern gemacht: Ich hatte kein Talent, aber ich habe hart trainiert und war gut darin, Sachen links liegen zu lassen. Ich hatte keine Beziehungen, kaum Besitztümer, ich habe wie ein Mönch gelebt. Essen, schlafen, klettern, trainieren. Nichts anderes. Es ist aber wirklich schwierig, oder nahezu unmöglich, in verschiedenen Dingen wirklich gut zu sein. Heute hat meine Familie Priorität, und meine Arbeit. Das sind schon zwei Sachen. FOTO: JAKOB SCHWEIGHOFER Steve House und der lange Weg vom Profibergsteiger ins Familienleben: «Eine Transformation, die Jahrzehnte dauert.» 33

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