WEGWEISER SAISONSTART BOULDERN Dabei erfreuen sich vor allem Hardmover über die athletischen, kräftezehrenden Boulderprobleme. Chironico liegt 30 Kilometer weiter Richtung Gotthardpass. Die Felsblöcke sind auf einen Felssturz zurückzuführen, bei dem vor rund 11'000 Jahren riesige Felsmassen ins Tal rauschten. In den frühen 80er-Jahren erschloss der Basler Richi Signer einige Probleme, danach geriet das Gebiet wieder in Vergessenheit. Erst Mitte der 90er-Jahre kam Signer zusammen mit Fred Nicole und anderen Boulderern zurück. Heute bietet Chironico 37 Sektoren und über 2100 Probleme für Anfänger wie Profis. Die Bouldermöglichkeiten am Gotthardpass wurden erst vor wenigen Jahren entdeckt. Da das Gebiet auf einer Höhe von 2000 Metern liegt, sind die 24 Sektoren und über 800 Boulderprobleme besonders an heissen Sommertagen beliebt. Im Zauberwald: Der Magic Wood im Avers tal bietet harte Moves in verwunschener Umgebung. Fb8b, unterhalb von Fb6a wird man kaum fündig. Klar gibt es auch schöne Boulder um Fb5a, aber eben nicht so viele. Die Saison beginnt im April oder Mai – je nachdem, wie viel Schnee in den Bündner Alpen gefallen ist. Durch die Höhenlage (1250 m) ist Magic Wood das ideale Sommergebiet, die Boulderblöcke liegen im dichten, schattigen Wald verstreut. Das gesamte Areal liegt oberhalb der eiskalten Ragn da Ferrera in Hanglage, die Landezonen unter den Bouldern sind daher selten flach und erfordern ein gutes Arsenal an Crashpads und kundiges Spotter-Personal. Der eigentliche Star im Magic Wood ist das Flair. Am besten lässt man sich einfach von Block zu Block treiben (beim ersten Besuch verläuft sich sowieso jeder), um dann gegen Abend am Lagerfeuer die täglichen Heldentaten auszutauschen und die unvermeidlichen Blessuren zu bedauern. AVERSTAL IM ZAUBERWALD TEXT ALEXANDRA SCHWEIKART CLAUDIO CAMERONI, ROBERTO GRIZZI & RENZO LODI «VERZASCA BOULDER» Preis CHF 29.– Fährt man von Chur den San Bernardino hinauf, kommt irgendwann die Ausfahrt Avers/Juf. Würde nicht ein Schild den Magic Wood ankündigen – niemand würde das Weltklasse-Bouldergebiet hier im Wald bei Ausserferrera vermuten. Hier kommt niemand zufällig hin. DRAHTSEILAKT Als Thomas Steinbrugger, Bernd Zangerl und Co. hier 1999 (manche sagen auch 1996) die ersten Gneisblöcke vom Moos befreiten, dachten sie noch nicht im Traum daran, dass hier einmal ein Bouldergebiet von internationalem Ruf entstehen würde. Damals konnte man den Magic Wood nur über ein Stahlseil erreichen, das über den Fluss gespannt war. Ein kleiner Platz mit Feuerstelle lud zum wildromantischen Campen ein. Weil Paradiese selten geheim bleiben und auch der Bouldersport immer populärer wurde, strömten mehr und mehr Besucher ins «Avers». Wildcamper, zurückgelassener Müll, überfüllte Parkplätze: All das führte zu Konflikten mit der lokalen Bevölkerung. Die Schliessung des Gebietes stand kurz bevor, doch die lokalen Boulderer und die Gemeinde Ferrera fanden einen Kompromiss. Eine Brücke wurde gebaut, der Platz wurde mit Hackschnitzeln aufgeschüttet und eine Toitoi-Toilette bereitgestellt. Besucher warfen fortan fünf Franken pro Nacht in eine aufgestellte Vertrauenskasse. Dann, anno 2007, begann der Boulder-Boom so richtig und die Situation eskalierte zusehends. 2009 wird «Bodhi Climbing» ins Leben gerufen, ein richtiger Campingplatz mit Sanitäranlagen und Platzregeln (CHF 11.50 pro Tag), und seitdem gibt es auch genügend Parkplätze (CHF 5.– pro Tag). Boulderer und die Bevölkerung vor Ort leben nun in einem guten Miteinander. Jedes Jahr im August wird ein Clean-up Day veranstaltet, bei dem an die 100 Boulderer den Wald nach Müll durchkämmen. DER MAGISCHE WALD Was aber erzeugt die magische Anziehungskraft des Magic Wood? Gleich zu Beginn: Das Avers ist kein Einsteiger gebiet, trotz der inzwischen 1200 Boulder. Die lohnendsten Boulder befinden sich im Bereich Fb7a bis FOTO: STEFAN KÜRZI HOTSPOT DER HARDMOVER-SZENE Vor allem bei den Blöcken nahe des Baches hat die Natur ganze Arbeit geleistet: Nirgendwo sonst findet man solch eine Dichte von steilen, schweren Bouldern wie im Magic Wood. Das Who-is-Who der Boulderszene gibt sich hier die Bürste in die Hand: James Webb, Christof Rauch und Daniel Woods haben beachtliche Ticklisten an schwierigsten Bouldern vorzuweisen. Oft ist der Name Programm: Beim «Sofa Surfer» FB8a rutscht man bei einem Abgang mitsamt der Crashpads unter den Block, und die von Chris Sharma eröffnete «Unendliche Geschichte» FB8b+ besteht inzwischen schon aus drei Teilen. Bleibt zu hoffen, dass Besucher und Bewohner des Magic Wood auch künftig so gut miteinander auskommen, dass der Bouldersport im Averstal eine unendliche Geschichte bleibt. ULRICH & HARALD RÖKER «MAGIC WOOD-BLOC» Preis CHF 39.– 24 INSPIRATION 02 / 2020 25
Laden...
Laden...