WEGWEISER SAISONSTART BOULDERN ANZIEHUNGS KRAFT Es ist die zweitstärkste Anziehungskraft nach der Gravitation: Wenn die Frühlingssonne die Blöcke aufheizt und den letzten Schnee von den Einstiegen leckt, dann zieht es die Boulderer mit fast magischer Kraft hinaus an den Fels. Wir stellen drei Gebiete auf der Alpensüdseite für den Auftakt in die Bouldersaison vor – die passende Führerliteratur gibt es bei uns im Laden oder im Online-Shop. Frühling in Cresciano: Jetzt zeigt sich, wer im Winter am Campusboard geschuftet hat. TESSIN MEDITERRANES FLAIR UND SCHWEIZER GRANIT TEXT RABEA ZÜHLKE Aus dem Schatten in die Sonne: Unter den Sommer-Bergsportlern beenden die Boulderer den Winterschlaf 22 als Erste. INSPIRATION 02 / 2020 FOTOS: STEFAN KÜRZI Mit mildem Klima und über 4000 Boulder problemen an perfekten Granit- und Gneis blöcken lockt das Mekka in der Südschweiz jedes Jahr Boulderer aus allen Ecken der Welt an. Dabei finden Profis genauso wie Anfänger im italienischsprachigen Tessin ein kleines Paradies. DIE ERSTE 8C WELTWEIT Bis das Tessin Kultstatus erreichte, dauerte es. Viele Jahre waren die riesigen Felsblöcke einzig eine Trainingsalternative für ambitionierte Alpinisten, die sich auf die grossen Granitwände vorbereiteten. So nahm auch Claudio Cameroni, der zu den bekanntesten Boulder- Pionieren des Tessins gehört, die Blöcke aus Granit und Gneis zunächst kaum wahr. Erst als Cameroni den starken Westschweizer Boulderer Fred Nicole ins Tessin einlud, wurde ihm das riesige Potenzial direkt vor seiner Haustüre bewusst. Zusammen mit anderen starken Boulderern trug er massgeblich zur Erschliessung der Gebiete bei. Im Oktober 2000 machte das Tessin schliesslich international Schlagzeilen: Mit der Erstbegehung von «Dreamtime» in Cresciano eröffnete Fred Nicole die weltweit erste Route im Schwierigkeitsgrad 8c. Dieser neue Grad lockte Profis aus der ganzen Welt in die Südschweiz: Dave Graham, Chris Sharma oder Adam Ondra versuchten sich an dem Masterpiece. Obwohl der Boulder längst nicht mehr das schwierigste Problem ist, bleibt «Dreamtime» ein wichtiger Meilenstein in der Geschichte des Boulderns. MEKKA IN DER SÜDSCHWEIZ So wurde das Tessin in den letzten zwanzig Jahren zu einem wahren Paradies für Boulderer. Unzählige neue Gebiete und Probleme wurden von Locals genauso wie von der internationalen Szene erschlossen. Heute zählen Chironico, Cresciano, Brione im Val Verzasca, der Gotthardpass oder das nahe gelegene Bündner Calancatal zu den beliebtesten Gebieten mit der höchsten Dichte an Routen. Als Ausgangsort empfiehlt sich die hübsche Stadt Bellinzona. Von hier sind die Gebiete in zehn bis 50 Minuten erreichbar. Das ruhige Brione im ursprünglichen Val Verzasca gehört zu den neueren Gebieten und überzeugt mit Gneis von feinster Qualität. Die rund 700 Boulder befinden sich teils im Wald, teils am smaragdgrünen Verzasca-Fluss. Cresciano, das zwischen Bellinzona und Biasca liegt und Anfang der 90er als eines der ersten Gebiete erschlossen wurde, gehört mit über 1400 Problemen ebenfalls zu den Top-Spots. 23
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