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Inspiration Nr. 01.2022

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WEGWEISER WEGWEISER VAL

WEGWEISER WEGWEISER VAL MÜS TA IR Über dem Pass da Costainas wachen der Muntet und der Piz Terza. Tibet in der Schweiz: Mini- Alphütte bei Muliniersch. Urheber es eilig hatten, vom Piz Daint auf möglichst direktem Weg hinunterzukommen nach Tschierv. Nach einer gemütlichen Pause bei einem romantischen Hüttli schliessen wir uns ihnen ab der Waldgrenze an und lassen uns im hoffentlich tiefen Schnee in einer steilen Waldpassage hinuntertreiben. Halt hat man hier nicht immer unter den Füssen. Muss man aber auch nicht. Im Vorteil ist, wer in der Lage ist oder gelernt hat, ein bisschen Rutschen zuzulassen und in Kauf nimmt, auch mal auf dem Hosenboden zu landen. Passieren kann einem in der Regel nichts. FEIERLICH IM ARVENWALD So sind wir bald unten, im eingedämmten Auslauf der Aua da Muliniersch, dem Mühlebach. Unten in Tschierv mit seinen verschiedenen Dorfteilen, unten im Val Müstair. Da wollen wir den Abend verbringen, die alten, sgraffitoverzierten Engadinerhäuser bestaunen, interessiert wahrnehmen, wie sich moderne, terrakottafarbene Fassaden an alte, wettergegerbte Holzställe schmiegen, wie herrschaftliche Steinpaläste ihre weissgetünchten Fassaden dem Abendlicht entgegenhalten. Aber innen – innen dominiert behagliche Wärme, gepaart mit dem unverkennbaren Geruch von Arvenharz. Fragen Sie nach Arvenzimmern – es gibt sie in fast jedem Hotel des Tales. Lassen Sie es sich in der Stüvetta, der guten Stube, gut gehen. Geniessen Sie fein verarbeitete Milch-, Käse- und Getreideprodukte aus dem Tal. Denn hier befinden wir uns in einem Biosphärenreservat, wo die regionalen Wirtschaftskreisläufe wiederbelebt wurden – zu dem übrigens auch der Nationalpark gehört. Tatsächlich wurde der Nationalpark 1979 zum ersten hochalpinen Biosphärenreservat der Schweiz ausgerufen. 1995 wurden aber die Anforderungen an solche Biosphärenreservate geändert. Zur Kernzone des Nationalparks (die im Winter nicht betreten werden darf) gesellten sich deshalb Pflegezonen (wie zum Beispiel Jufplaun und Val Mora) und als Entwicklungszone das Val Müstair. Das Ganze heisst seit 2017 offiziell UNESCO Biosfera Engiadina Val Müstair. Das Netz von Schneeschuhtrails, das das Tal durchzieht, ist ebenso wie die Stärkung der regionalen Wirtschaftskreisläufe Teil der Tourismusstrategie, die seither umgesetzt wurde – gerade rechtzeitig für den Gästeboom, den abgelegene Bergtäler in den letzten Jahren erleben. Nun, richtig zu kümmern braucht Sie das nicht. Lassen Sie sich einfach in ein frisch angezogenes Arvenbett sinken und geniessen Sie eine Nacht in einer anderen, heilen Welt. Der neue Tag bringt uns mit dem Postauto hinauf zur Minigemeinde Lü – wenn wir sportlicherweise nicht schon entlang der Schlittelpiste von Tschierv dort hinaufgewandert sind. Bei Lü beginnt ein Schneeschuhklas- siker, der in den Erfahrungsschatz aller Winterwanderer gehört. Zuerst verläuft der Weg breit und gepistet bis zur Alp Champatsch. Von dort bleiben einem Ski- und Schneeschuhspuren erhalten auf einer Alpstrasse, die in einigen Kehren hinaufführt zum Pass da Costainas. Und da empfängt sie uns wieder – die Weite der Prärie. Zuerst trödeln wir in einem breiten, arvengesäumten Tälchen hinunter bis zur Alp Astras. Wie romantisch! Dann flacht das Gelände noch mehr ab, und in der Ferne erkennt man ihn bereits – den God Tamangur, den höchstgelegenen zusammenhängenden Arvenwald Europas. Diesen zu durchstreifen, versetzt einen in eine Schlittenspass im Val S-charl VAL MÜSTAIR IN ZAHLEN -38,5 GRAD CELSIUS ZEIGTE EINE ALTE MESSSTATION 1956 IN BUFFALORA AN. EIN TIEFSTWERT NAHE AM SCHWEIZER KÄLTEREKORD. 2968 METER HOCH IST DER PIZ DAINT, DER MIT SEINER STEILEN GRATFLANKE DEN KÖNNERN VORBEHALTEN BLEIBT. 1979 WURDE DER VAL MÜSTAIR NATIONALPARK ZUM ERSTEN UNESCO BIOSPHÄRENRESERVAT DER SCHWEIZ ERKLÄRT. 38 INSPIRATION 01 / 2022 39

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