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Inspiration Nr. 01-2025

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Wegweiser

Wegweiser Eiskletter-ErstbegehungenThema RubrikJonas' Tipp für EinsteigerEngstligenalp (Adelboden)Die Engstligenalp in Adelboden ist ein hervorragendesZiel für Eiskletter-Anfänger. Auf 2000 Metern Höhe befindetsich eine künstlich bewässerte Eiskletterarenamit 23 Routen zwischen zehn und 30 Metern Längesamt Top-Rope-Möglichkeiten. Der Eispark liegt direktunterhalb der Bergstation der Engstligenalp-Bahnen,und der Eintritt kostet zehn Franken pro Tag. Die AlpinschuleAdelboden bietet von Mitte Dezember bisAnfang April Eiskletterkurse sowie geführte Tourenan. Neben der Arena gibt es auf der Engstligenalpauch natürliche Eiskletterrouten, die nicht überwachtwerden. Der «Kleine Fall» ist eine Natureisroute mitje nach Eisbildung bis zu sechs Seillängen (WI3, 160-220 m), die sich auch mit der Stoller-Route zu einerganztägigen Tour verbinden lässt. Die Route «MagicMushrooms» ist eine anspruchsvolle, gemischteTour mit hohem Schwierigkeitsgrad (III M9, 120 m +60 m), bei der im unteren Teil je nach Eisbildung entwederim Fels oder Eis geklettert wird. Besondersdas frei hängende Eis am Ende der Route machtdiese Tour zu einem unvergesslichen Erlebnis. Der«Untere Engstligenfall» bietet eine Route mit moderaterSchwierigkeit (WI5, 150 m), die bei ausreichenderKälte eine traumhafte Eislandschaft bietet,vergleichbar mit dem Klettern auf einem Gletscher.Weitere Routen sind die Salto Mortale 2000 (III WI4,200 m ) und die Undärdä Chatzächerä (III M7, 110 m).Infos unter engstligenalp.chJonas' Tipp für FortgeschritteneDer Thron (Averstal)Der Thron im Averstal in Graubünden zählt zu denspektakulärsten Eisfällen der Schweiz und stellteine besondere Herausforderung für fortgeschritteneEiskletterer dar. Er befindet sich zwischen denOrten Innerferrera und Campsut in einer Höhe von1720 Metern. Die Route (240 m, 6 SL, WI5+) bietetdurchgehend steiles Eis zwischen 70° und 90° undweist besonders im oberen Abschnitt mehrere vertikalePassagen auf. Besonders die wechselndenEisbedingungen machen ihn zu einer echten Herausforderung.Die Absicherung erfolgt komplett durcheigenes Material, abgesehen vom ersten und letztenStandplatz. Deshalb sind entsprechende Erfahrungund die richtige Ausrüstung entscheidend: Empfohlenwerden ein 50-Meter-Doppelseil, sechs bis achtExpressschlingen, etwa zehn Eisschrauben, Eisgeräte,Steileis-Steigeisen, Material für Eissanduhrensowie ein Helm. Der Zustieg dauert etwa 20 Minuten.Der Abstieg erfolgt durch Abseilen an Eissanduhrenentlang der Route. Die ideale Kletterzeit liegtzwischen Dezember und Februar. Nach frischemSchneefall besteht oberhalb des Wasserfalls Lawinengefahr,und ab Mitte Februar kann die Sonne imoberen Abschnitt zu gefährlichem Schmelzen führen.«Ich bin froh,wenn ichzwei guteWochenim Eiserwische.»«OeschiMixTrix» (3 SL,100 m, M6/7), Eröffnungund ErstbegehungText Jonas Schild«Mein letztes Mixed-Kletterprojekt habe ich vor zwei Wintern, imJanuar 2022, realisiert. Oberhalb des Oeschinensees in Kandersteg– im Sommer ein beliebter Instagram-Hotspot – habe ich gemeinsammit meinem Kletterpartner Stephan Siegrist eine neueRoute erschlossen. Sie befindet sich rechts von der bekanntenRoute «Januarloch» im Sektor Oeschinensee. Die Route bestehtaus drei Seillängen, jede zwischen 30 und 40 Meter lang. Je Seillängehaben wir zwei Bohrhaken und Stände gesetzt, ansonstenist es ein reines Selbstsicherungsprojekt. Für mich war die Klettereiäusserst lohnend, und die Route wurde bereits von einembefreundeten Kletterer aus Frankreich wiederholt.Die Route, die wir «OeschiMixTrix» getauft haben, liegt inmitteneiner beeindruckenden Winterlandschaft. Der See istzugefroren und schneebedeckt, dahinter steigen die Felswändeempor, an denen sich Eis gebildet hat. Von der Route aus hatman einen fantastischen Blick bis nach Kandersteg. Sie verläuftdurch eine überhängende Verschneidung, von der nur vereinzelteEisformationen hängen. Entdeckt habe ich die Linie, als ich einpaar Tage zuvor eine andere Tour geklettert bin. Für mich sindErstbegehungen besonders spannend, weil man ins Unbekannteaufbricht, ohne zu wissen, was einen erwartet. Der ganze ProzessFoto: Daniel BleuerFotos: Jonas Schildfasziniert mich: ein Ziel zu finden, die Logistik zuplanen und dann ein unbekanntes Gelände zu erkunden– und eine Route zu klettern, die zuvornoch niemand gegangen ist.Bei Eis- und Mixedrouten kommt hinzu, dass‹1›man nie weiss, wie sie sich entwickeln. Es ist ungewiss,ob im nächsten Winter an derselben Stellewieder Eis hängen wird. Diese filigranen Eislinien verändernsich je nach Wasserfluss, und genau das finde ich spannend: anetwas zu klettern, das so vergänglich ist, das nur für kurze Zeitim Winter besteht und jedes Jahr anders aussieht.Allerdings muss ich zugeben, dass meine Motivation fürsEisklettern nachgelassen hat. Nicht, weil ich es nicht mehr gernemache, sondern weil die Bedingungen zunehmend schwierigerund die Risiken dadurch grösser geworden sind. Diese Entwicklungbeobachte ich seit Jahren: Früher ging die Eisklettersaisonvon Dezember bis März, heute bin ich froh, wenn ich zwei guteWochen erwische. Letzten Winter bin ich wahrscheinlich nur50 Meter im Eis geklettert, da die Bedingungen in den Alpeneinfach nicht stimmten. Ich denke, die Zukunft des Eiskletternsliegt vor allem in Nordamerika, wo es deutlich kälter ist als inden Alpen oder in Norwegen.Meine jüngste Expedition im Herbst dieses Jahres führtemeine Kletterkollegen und mich wieder an die Südwand des 6543Meter hohen Mt. Shivling im Garhwal-Himalaya in Indien. Es warunser dritter Versuch, die Südwand zu klettern, aber auch diesmalscheiterten wir. Dafür gelang uns als Plan B die Erstbegehungdes Südwestgrats am Bhagirathi III (6454 m) – ein schönerAbschluss der Expedition.»‹2›‹1› Stephan Siegrist folgt JonasSchild durch die «äusserstlohnenden» Zapfenvorhänge von«OeschiMixTrix».‹2› Selten so gut in Schuss:die Linie von «OeschiMixTrix» amnamensgebenden Oeschinensee1617

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