WEGWEISER PRIVATJET PANORAMA Nicht weniger imposant ist die Abfahrt. Nach kurzem Abstieg setzt Jürg die ersten Schwünge im nordseitigen Gipfelcouloir. Dann zieht er links hinaus an den Grat. Die Häuser von Gstaad liegen aus diesem Blickwinkel fast direkt unter ihm. Und mittendrin, wie ein Märchenschloss in einer Spielzeuglandschaft, das legendäre Gstaad Palace, eines der traditionsreichsten Luxushotels der Schweiz. Eine ähnliche Perspektive muss wohl Ex-Formel-1-Chef Bernie Ecclestone haben, wenn er im Privatjet hier einschwebt. Jürg aber steuert eine andere Route an. Gleitet hinab ins Berzgummloch. Hier wird der Berg wieder sanfter. Genussvolles Schwingen, weite Hänge – ja, auch auf Ski lädt Gstaad zum Schwelgen ein. lautet sein Vorschlag. Die erste Gondel bringt die drei am nächsten Morgen vom Col du Pillon auf den Les Diablerets Gletscher. Bis zum Gipfel geht man von der Liftstation gerade mal eine halbe Stunde. Eine kurze Genusstour mit grossartigem Panorama: Eiger, Jungfrau, Mönch, Matterhorn, Mont Blanc ... Doch das Tagesziel liegt noch ein gutes Stück weiter. In gemütlichen Schwüngen zieht das Trio den flachen Glacier de Tsanfleuron hinab zum Col du Sanetsch. «Vielleicht sollten wir jetzt das Postauto nehmen», witzelt Jürg dort. Aus dem Schnee ragt ein Halteschild. Im Sommer führt die jetzt bis zur Unkenntlichkeit zugeschneite Bergstrasse hinab ins Rhonetal bei Sion. Doch solange Schnee liegt, bleiben Ski die erste Wahl. HAUTE CUISINE FÜR TOURENGOURMETS Naja, nicht ganz. Der Südwestgrat hinauf auf den Gipfel des Arpelistocks ist teils sehr abgeblasen. Und so buckeln Jürg, Sibylle und Arnold ihre Bretter einen Teil der 800 Höhenmeter auf dem Rucksack. Dunkel, wie der Kraterrand eines Vulkans, schimmert der schottrige Fels. «Einen besseren Ausblick auf die Walliser Viertausender kannst du kaum haben», meint Arnold. Selbst südseitige Tourenabfahrten bis ins Rhonetal sind Zum Après gehört ein Bummel an der Promenade im Dorf. Das Zentrum von Gstaad ist autofrei. Boutiquen von Edelschneidern, Juweliere, dazwischen Sportshops und Cafés – alles alpenländisch gestylt. Lieber urig statt protzig, lautet die Devise. Zumindest, was die Fassaden betrifft. Sibylle und Jürg checken im Posthotel Rössli ein, dem ältesten Gasthaus in Gstaad, erbaut 1845. «Damals bestand Gstaad aus nicht mehr als einer Handvoll Häusern», erzählt Hotelier Conroy Widmer bei einem Plausch in der Lounge. Er führt das Haus bereits in der vierten Generation. Wichtiger als die Herkunft seiner Gäste sind ihm die sportlichen Aktivitäten, zu denen sie sich begeistern lassen. Schwarz-Weiss-Fotografien von lokalen Skisprung-Helden an den Wänden, die Basecap auf Conroys Kopf und der markige Händedruck verraten: Der Chef ist selbst Sportler durch und durch. Tourenwochen gehören bei ihm ebenso selbstverständlich zum Angebot wie modern interpretierte Traditionsgerichte aus dem Saanenland und dem Berner Oberland. Nebenbei engagiert sich Conroy als Vorstandsmitglied für das Nachwuchsförderprojekt Ski Future Saanenland. ERSTE GONDEL ZUM GLETSCHER «Future is now», könnte man sagen. Denn Guide Arnold hält für Sibylle und Jürg schon das nächste Projekt parat. «Wie wär’s mit einer Tour auf den Arpelistock?», Das älteste Gasthaus in Gstaad: das Posthotel Rössli. Chef Conroy Widmer ist selbst aktiver Sportler. 24
GSTAAD Über den abgeblasenen Südwestgrat auf den Arpelistock: In den Nordhängen ist der Pulver dennoch unberührt. 54,50 PREIS (CHF) FÜR EIN 4-BETT-FAMILIEN- ZIMMER IN DER JUGENDHERBERGE GSTAAD 64 KILOMETER PRÄPARIERTER SKI- PISTEN IN DER REGION GSTAAD SAANENLAND 7000 KÜHE GIBT ES AUF DEN RUND 80 ALPEN RUND UM GSTAAD GSTAAD 2000 METER HÖHENUNTER- SCHIED – ABFAHRT VOM SOMMET DES DIABLERETS INS DORF LES DIABLERETS 3594 PREIS (CHF) FÜR EINE GRAND DELUXE SUITE PRO NACHT IM THE ALPINA GSTAAD bei guten Bedingungen möglich – entweder direkt vom Arpelistock oder vom Gältehore und der Gältenlücke Richtung Süden. «Ein Traum bei guten Firnbedingungen», weiss der Bergführer. Doch er hat eine andere Variante vorgesehen. Das Rottal und das Fuggetäli ziehen nordseitig vom Geltengletscher zur Geltenhütte hinab. Und diese Abfahrten rangieren weit oben in der Gault-Millau-Skala für Tourengourmets. Obwohl der letzte Schneefall schon ein paar Tage zurückliegt, schlängeln sich nur ganz vereinzelt Spuren die Hänge hinab. «Noch ein Vorteil an Gstaad», grinst Guide Arnold, während er zwischen den Schwüngen im stiebenden Pulver Luft holt. «Längst nicht alle Gäste kommen des Skifahrens wegen.» So bleibt genügend Platz für exklusive Erlebnisse im Tourengelände. Weiter geht die Pulverorgie. «Wenn dir der Sinn nach Mehrtagestouren steht, ist hier ein guter Stützpunkt», überlegt Arnold beim verdienten Pausen-Panaché an der Geltenhütte. Die Hütte liegt auf der Strecke der Skitouren-Haute-Route Wildhorn – Wildstrubel. Ersteres ist INSPIRATION 04 / 2017 25
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