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Inspiration 2/2018 dt

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HOCHGENUSS ZEITREISE IN

HOCHGENUSS ZEITREISE IN DIE VERGANGENHEIT FOTO: SABRINA ROTHE 56

BELLE-ÉPOQUE-HOTELS Tagsüber in Wanderschuhen die Alpenwelt erkunden und die Natur erleben, abends stilvoll in einem aussergewöhnlichen Hotel mit historischen Wurzeln, gutem Essen und gelebter Gastfreundschaft übernachten: Das passt wunderbar zusammen, wie so manche Belle-Époque-Häuser zwischen dem Genfersee und dem Bündnerland beweisen. Bächli Bergsport stellt vier Trouvaillen aus der Zeit der vorletzten Jahrhundertwende vor. TEXT CLAUS SCHWEITZER Die Wanderer auf dem Weg von Glion nach Les Avants am Hang über Montreux bleiben stehen vor dem Hotel Victoria. Sie gucken durch die Hecken in eine andere Welt hinein: in den Park mit zwitschernden Vögeln und alten Bäumen, durch die ein sanftes Lüftchen rauscht. Der Blick klettert hoch an der vanillefarbenen Fassade des eleganten Gebäudes aus der Belle Époque, zu einem der Zimmerbalkone, wo sich ein Gästepaar gerade Tee aus silbernen Kännchen nachgiesst und über die Köpfe der Passanten hinweg in die Weite des Genfersees blickt. Bis ans andere Ufer, zum savoyischen Chablais-Massiv mit dem markanten, von Ferdinand Hodler oft gemalten Grammont. französisch-schweizerische Marktküche ist so verlässlich lecker, dass man es hier problemlos auch einige Wochen aushalten könnte – wie dies bei den Gästen im Fin de Siècle gang und gäbe war. In der Lobby liegt das in Leder gebundene Gästebuch auf. Ein multikulturelles Zeugnis der Begeisterung, insbesondere auch von vielen jüngeren Besuchern. Es scheint, sie schätzen das Traditionshaus als Hüter gewisser Grundwerte. Oder wie es der Hausherr sagt: «Je mehr Hotels so aussehen, als könnten sie überall auf der Welt stehen, desto besser geht es dem Victoria.» FOTO: ZVG AUFBRUCH ZU DEN WURZELN Das Victoria ist der erste Volltreffer bei unserer Suche nach Schweizer Hotelperlen, die das Lebensgefühl und das ästhetische Empfinden der Belle Époque spürbar werden lassen – und bewegungsfreudigen Genussmenschen ein unvergleichliches Gesamterlebnis in angenehmer Atmosphäre bieten. Wer die Schwelle zu diesem Retro-Juwel überschreitet, taucht umgehend in die Zeit der vorletzten Jahrhundertwende ein – und erst bei der Abreise wieder in die heutige Realität auf. In den Hallen und Salons, die mit viktorianischen Kuriositäten, prächtigen Lüstern und goldgerahmten Spiegeln ausgestattet sind, leuchtet die Belle Époque, als hätte sie gerade erst begonnen, und es grenzt fast an ein Wunder, wie unbeschadet das Haus die Zeiten überstanden hat. Trotzdem ist es kein Schaustück zum Bewundern, sondern ein überraschend unprätentiöses Hotel zum Brauchen und Bewohnen. Toni Mittermair, dem das Victoria vor dreissig Jahren in die Hände fiel, sorgt zusammen mit seiner Frau Barbara dafür, dass jeder Gast der Wichtigste ist und das Hotel jene Gelassenheit ausstrahlt, die man mit Geld allein nicht kaufen kann. Die Restaurantterrasse zählt zu den schönsten am Lac Léman, und die Spätestens dann, wenn man die Balkontür seines Zimmers öffnet und auf die Weite des Genfersees blickt, wird es einem ganz leicht ums Herz und schwindelig vor Glück. VICTORIA, GLION SUR MONTREUX victoria-glion.ch INSPIRATION 02 / 2018 57

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