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Inspiration 04-2019

HOCHGENUSS LICHT AM BERG

HOCHGENUSS LICHT AM BERG Vor einigen Jahren war dann endlich auch das Matterhorn dran. Pünktlich am Vorabend zum 150. Jahrestag der Erstbesteigung, am 13. Juli 2015, wurde die damals gewählte Aufstiegsroute illuminiert. Mehr als zwei Monate lang war jede Nacht mehrmals zu sehen, wie sich 49 installierte LED-Scheinwerfer, den Hörnligrat aufsteigend, entzündeten; eine 50. Lampe markierte rot die Absturzstelle der Seilschaft. Die Aktion diente nicht nur dem Gedenken der vier tödlich Verunglückten: Sie entwickelte sich auch zum Leuchtturmprojekt moderner touristischer Vermarktung. Die Bilder und Videos gingen um die Welt. Noch heute, lange nachdem am Matterhorn die Jubiläumslichter abgeschaltet wurden, sind sie im Netz zu finden. Das Matterhorn war natürlich keineswegs der erste Berg, dem von Menschenhand ein paar weltweit sichtbare Licht effekte eingepflanzt wurden. Vielmehr entsteht ein wenig der Eindruck, dass in den Schweizer Bergen eine ordentliche Beleuchtungsshow zum Rahmen eines Ehrentages gehört. Die 4158 Meter hohe Jungfrau etwa wurde 2012 der letzten Unschuld beraubt, als zum Auftakt des 100. Jahrestages der dort ansässigen Berg bahnen ein Bild des Bergbahngründers, ein Zug und die Nationalflagge an ihre Flanken geworfen wurden. Ein Jahr später zelebrierte sogar der SAC seinen 150. Jubeltag mit ein paar ganz besonderen Geburtstagskerzen: 26 seiner Hütten bekamen einen nächtlichen wie flüchtigen Anstrich per Projektor verpasst. Bei beiden Projekten gab Oberelektriker und Lichtkünstler Gerry Hofstetter aus Zumikon mit seinem Light Art Team die Initialzündung. Es entstand sogar ein Buch aus der Aktion: «Hütten im Alpenglühn». Auch die SAC-Hütten setzte Hofstetter ins richtige Licht: hier die Neue Monte-Rosa-Hütte. VON ZAUBERHAFT BIS ARTFREMD Die Liste der Aktionen, die Licht ins Dunkel bringen, lässt sich noch ein ganzes Stück verlängern: Im Wallis wurden 2015 gleich 13 Bergspitzen angestrahlt, um die 200- jährige Zugehörigkeit des Kantons zur Eidgenossenschaft zu signalisieren (auch daraus entstand ein Buch). Der Werbefotograf Adrian Bischoff wiederum nutzt gerne starke Punktscheinwerfer, um die Berge für seine effektreichen Bilder zu inszenieren. Und Lenzerheide wirbt mit einem Im Skyspace Zuoz verschmilzt changierendes Kunstlicht mit der Dämmerung am Himmel – und sorgt für optische Täuschungen. FOTO OBEN: MIKE KESSLER, FOTO UNTEN: HOSTEL CASTELL / GABRIELA ACKLIN Made in Glarus Zauberwald, der auch vom 13. bis zum 30. Dezember dieses Jahres wieder ein «einzigartiges Kulturerlebnis mit zauber haft inszenierten Lichtinstallationen» biete, wie es laut Eigenwerbung heisst. Im vergangenen Jahr seien immerhin 44’000 Besucher gekommen, um sich das winterliche Volksfest der Illuminationskunst anzusehen. Nicht alle können sich an der Lichterflut und ihrer beachtlichen Strahlkraft begeistern. Dark-Sky Switzerland wies als Verein für einen lebenswerten Umgang mit Licht beispielsweise darauf hin, dass potenzielle Nachahmer möglicherweise nicht so dosiert mit dem Licht umgingen, wie dies der SAC bei seiner Aktion 2013 getan hätte. Schon jetzt brächten Beschneiungsanlagen und Nachtskifahrpisten immer mehr künstliches Licht in die Alpen. In der Schweiz sei eine zeitlich begrenzte Gipfelbeleuchtung per Bundesgerichtsentscheid ohnehin nur am Pilatus erlaubt. Die dort per Scheinwerfer erhellten Spitzen bezeichnete Hans-Niklaus Müller, Geschäftsleiter des Landschaftsschutzverbands Vierwaldstättersee, laut Medienberichten wiederum als «Micky Mouse-Tourismus « Aufgestiegen bin ich mit dem PALÜ, weil dieses Skifell optimal gleitet und sich mit der bewährten Hotmelt-Haftschicht perfekt für lange Skitouren und hochalpine Touren eignet. » Hans-Peter Brehm, Berg- & Geschäftsführer Colltex und für unsere Region völlig artfremd und unerwünscht». Schliesslich fühlten sich davon viele Wildtiere wie Fledermäuse, Gämsen oder Rauhfusshühner gestört. Tatsächlich gibt es durchaus noch andere Möglichkeiten, das Licht in den Bergen effektreich zu nutzen. Der Lichtkünstler James Turrell etwa entwirft bei seinem weltumspannenden Projekt Skyspace sogenannte Lichträume. Einer davon ist etwa in einem zylindrischen Steinbau unweit des Hotels Castell in Zuoz (GR) zu finden. Nicht künstliches Licht, sondern die Beobachtung eines Himmelsausschnitts in Kombination mit dem Sonnenlicht entfacht hier seine Wirkung. Die Aktion wurde mit dem Tageslicht-Award ausgezeichnet. IM SONNENLOCH Den hätten auch die Tschingelhörner in den Glarner Alpen verdient. Dort ist allerdings nicht einmal ein Künstler am Werk, und selbst überzeugte Atheisten könnten beim dortigen Naturspektakel auf den Gedanken kommen, dass die Hand Gottes auf 2600 Metern Meereshöhe einen 38 Von uns auf Deine Ski's zugeschnitten. Der Sporthändler gibt gerne Auskunft!

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