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Inspiration 04-2019

WEGWEISER KLETTERSTÄDTE

WEGWEISER KLETTERSTÄDTE STADT, LAND, FELS Klettern an der Nordkette über Innsbruck: Im Ausrichtungsort der Kletter-WM 2018 ist der Fels nie fern – und die nächste Bar auch nicht. Städtereisen sind beliebt wie nie – Kurztrips in die Ferne stehen dagegen, nicht ganz zu Unrecht, in der Kritik. Warum also nicht ein paar Tage verlängern und Kultur mit Natur verbinden? Wir hätten da drei Ideen. FOTO LINKS: INNSBRUCK TOURISMUS / TOMMY BAUSE, FOTO RECHTS: INNSBRUCK TOURISMUS / CHRISTIAN VORHOFER INNSBRUCK ÜBER GOLDENEN DÄCHERN TEXT GEBHARD BENDLER W elche Stadt ist die Hauptstadt der Alpen? Innsbruck natürlich, würden die rund 130’000 Innsbrucker behaupten. Und tatsächlich gibt es neben Grenoble keine Stadt dieser Grössenordnung inmitten der Alpen. Mit mehr als 30’000 Studenten bietet die Universitätsstadt jugendliches Flair – und das in alpinurbaner Umgebung. Während die Touristen im Sommer zum Goldenen Dachl in der Altstadt strömen, finden Sportund Alpinkletterer ein wahres Kletter-Paradies in und um Innsbruck. KLETTERGEBIETE IN STADTNÄHE Ein alpines Klettergebiet, das noch ganz offiziell in Innsbruck liegt, ist die Nordkette. Sie ragt – wie der Name besagt – nördlich der Stadt empor. Auf 2100 Metern Höhe befindet sich der Klettergarten Seegrube, der mit perfektem Kalk sowie grandiosem Tiefblick auf die Stadt Kletterer anlockt, und mit einer der weltweit ältesten Seilbahnen der Geschichte schnell erreichbar ist. Mit dem Rad gelangt man in wenigen Minuten zum Höttinger Steinbruch oder Mühlau: Beide Gebiete liegen inmitten des Stadtgebietes und bieten Konglomeratkletterei. Dabei werden sie nicht nur wegen der sportlichen Betätigung, sondern vor allem wegen der sozialen Interaktion aufgesucht: Hier trifft man sich nach dem Feierabend, um zu klettern, zu quatschen – manche behaupten, sogar zur Partnersuche. Ebenso beliebt als kurzer Mittagspausenfüller ist die nahe gelegene Martinswand mit dem Dschungelbuch, wo Tiroler Klettergeschichte geschrieben wurde: Nachdem das Gebiet in den 80er-Jahren von dem Fotografen Heinz Zak und Konsorten entdeckt worden war, kletterte Reini Scherer dort eine der ersten 8c+ Routen Österreichs. Reini Scherer ist zugleich auch Betreiber des KI, des Kletterzentrums Innsbruck. In dieser riesigen Kletterhalle treffen sich Athleten aus allen Ländern zum Trainieren. Adam Ondra ist genauso Stammgast wie Jakob Schubert oder Anna Stöhr. Bereits untertags füllt sich die Halle ordentlich mit Studenten. Abends wird es richtig voll, denn Klettern ist in Innsbruck Volkssport. KLETTERGEBIETE AUSSERHALB Fährt man mit dem Auto etwa eine Stunde von Innsbruck, erreicht man einige der populärsten Kletter- und Bouldergebiete der Alpen wie das Zillertal oder das Ötztal, die perfekten Gneis bieten. Im Zillertal gibt es unzählige Bouldermöglichkeiten: Vor der Kulisse der 3000 Meter hohen Zentralalpen liegen die Blöcke idyllisch auf Alpwiesen verstreut. Doch auch zum Seilklettern gibt es Routen in allen Schwierigkeitsgraden, sogar eine 9a+ von Jakob Schubert. Das Ötztal bietet zudem für Familien perfekte Möglichkeiten: In Gebieten wie Oberried oder Tumpen wurden an den Einstiegen sogar Spielplätze angelegt. Wer Kalk bevorzugt, fährt zum Schleierwasserfall: Dort finden sich Touren in den oberen Schwierigkeitsgraden. An den steilen Überhängen kletterte Alexander Huber die erste 9a+ weltweit. MEHRSEILLÄNGEN UND ALPINES TERRAIN Freunde des Alpinkletterns finden an der Martinswand direkt bei Innsbruck Mehrseillängenrouten in allen Schwierigkeiten, die gut mit Bohrhaken abgesichert sind. Wer es alpiner mag, fährt eine Stunde östlich in den Wilden Kaiser. Das Kaisergebirge gehört zu einem der bekanntesten alpinen Klettergebiete der Alpen, wo schon Hans Dülfer oder Reinhard Karl Geschichte schrieben. Der Innsbrucker Stadtturm darf offiziell nur von innen bestiegen werden. Macht nichts, denn Alternativen gibt es ohne Ende. 20 INSPIRATION 04 / 2019 21

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