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Inspiration 04/2015 dt

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Tero Repo bestreite ich

Tero Repo bestreite ich seit meinem zwölften Lebensjahr Wettkämpfe. Das hat für mich immer dazugehört. Martin: Ich bin auch ein Wettkampftyp. Jeder Wettkampf ist eine Belohnung für mein Training. Viele Profi-Bergsteiger vermarkten sich derzeit mit Speed-Rekorden. Wie denkt ihr darüber? Martin: Als angehender Bergführer betrachte ich den Berg von einer anderen Seite, als ich es als Wettkämpfer tue. Wenn eine grosse Masse sieht, wie schnell Kilian Jornet auf den Mont Blanc oder aufs Matterhorn rennt, besteht die Gefahr, dass es viele nachahmen. Denn das ist zunächst ganz leicht. Man kauft sich leichte Ausrüstung und rennt los – bis man vielleicht in eine kritische Situation kommt, in eine Sackgasse, an eine Stelle, an der man physisch und technisch sehr gut sein muss. Bisweilen stehen 10 bis 20 Leute pro Woche in Turnschuhen am Mont Blanc. Das sehe ich kritisch. Auch weil die oft vergessen, dass auch Weltklasse-Athleten wie Jornet derartige Leistungen nicht aus dem Stand heraus vollbringen. Für seinen Rekord am Matterhorn war Jornet 40 Tage lang in Cervinia und ist die Route 30-mal geklettert. Wenn du etwas in dieser Schnelligkeit machen willst, muss es zu 99 Prozent sicher sein. Samuel: Meiner Meinung nach sind solche Rekorde eine Entwicklung, die den Alpinismus weiterbringen. Sie zeigen, was möglich ist. Übertragen auf den Himalaya bedeutet dies doch, dass man weniger lang in der Todeszone ist. Ein neuer Ansatz. Sportarten haben sich immer durch Wettkämpfe weiterentwickelt. Speed-Rekorde sind einfach auch Ausdruck unserer modernen Zeit. Unsere Mentalität in Mitteleuropa ist einfach die des immer schneller, höher und weiter. Und das drückt sich auch im Bergsport aus. Ich selbst suche eher das Ästhetische. Aber zwischendurch reizen mich auch Projekte wie hier in Zermatt, in 24 Stunden vier Viertausender mit Steilabfahrten zu machen. GIPFELTREFFEN 22 Samuel, beim Blick auf deine Facebook-Seite bekommt man den Eindruck, dass das Leben dem eines Action-Movie-Heroes gleicht. Wie siehst du dich selbst? Samuel: Alles, was auf Facebook ist, ist tatsächlich Realität. Klar, das sind nur die Highlights. Teilweise frage ich mich selbst ... das ist schon ein spezielles Leben. Einen Tag bist du in der Stadt, am nächsten Tag mit dem Hubschrauber irgendwo am Berg beim Filmen. Du musst mega-anpassungsfähig sein. Wenn die Grenzen zwischen Fliegen und Fahren verwischen: Samuel Anthamatten beim Steilwandfahren in Zermatt.

Die kurzen Video-Clips wirken, als wäre das immer ganz schnell, ganz leicht gemacht. Was steckt wirklich dahinter? Samuel: Viel Arbeit, viel Training und viel Organisation. Natürlich realisiere ich mittlerweile auch Ideen nur für die sozialen Medien. Aber das sind kleine Projekte, die mir gefallen. Dass ich zum Beispiel eine Abfahrt vorbereite, die Sprünge präpariere. Und dann lass ich es draufschneien und fahre das Ganze am nächsten Tag mit der GoPro ab. Martin, du hältst mit deinem Team immer noch den Rekord bei der PDG. Ist ein neuer Rekord möglich, dein Ziel? Das war 2010, aber er steht immer noch. Mein Ziel ist es primär, die PDG zu gewinnen. Der Rekord ist etwas Schönes, darauf bin ich stolz, aber er ist zweitrangig, weil die Verhältnisse nie gleich sind. 2010 waren die Verhältnisse optimal. Und wir waren drei sehr starke Läufer, die zu diesem Zeitpunkt in Hochform waren. Gibt es für euch Brüder ein Projekt, das ihr gerne zusammen machen würdet? Samuel: Momentan geht jeder seinen Weg, weil jeder in seinen Sportarten ein Spezialist ist. Ich kann nicht mit Martin mithalten, er nicht mit mir, wir beide nicht mit Simon. Wir bräuchten sehr viel Zeit, um zusammen etwas auf höchstem Niveau zu realisieren. Und irgendwelche halbherzigen Marketing-Flops, das wollen wir nicht. Da machen wir lieber zusammen einen Grillabend. Martin: Wir waren dieses Jahr alle drei zusammen auf dem Matterhorn. Für mich war das ein schönes Projekt. Mann muss es ja nicht immer auf die Spitze treiben. Vielleicht machen wir ja in ein paar Jahren mal die Patrouille des Glaciers. Samuel: Da kann er mich dann ziehen (grinst). INTERVIEW UND FOTOS: CHRISTIAN PENNING POLARKREIS EXPEDITIONEN SCHNEESPORT PLAISI® TREKKING AUSBILDUNG kobler-partner.ch • 031 381 23 33

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