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Inspiration 03-2019

WEGWEISER TRAILRUNNING

WEGWEISER TRAILRUNNING VIA VALAIS Kurze technische Passagen, wie hier am «Pas de Chèvre», gehören auf der Via Valais dazu. Natürlich könnte man einfach die Haute Route laufen. Oder die Tour du Mont Blanc. Beides sind grosse, schöne Abenteuer. Doch als Trailrunner wären wir dann wieder auf Routen unterwegs, auf denen mehr gegangen als gelaufen wird – und die so beliebt sind, dass wir uns wie auf einer überfüllten Autobahn fühlen würden. Höchste Zeit also, diese Lücke zu schliessen und eine Tour nach unserem Geschmack zu finden: eine Haute Route für Trailrunner von Verbier nach Zermatt – in perfektem Laufgelände. den Routenverlauf auf Herz und Nieren zu prüfen. Letztlich brauchte es vier Anläufe, um die perfekte Route zu finden, aber nun steht sie: die «Via Valais». Neun Etappen, über 225 Kilometer und 14'000 Höhenmeter. Was darf man von diesem Weg erwarten? Berauschende Trails entlang von Suonen und Heidelbeerstäuchern, aber auch knackige Anstiege, in denen ein guter Geschichtenerzähler zur Ablenkung Gold wert ist. Die Königsetappe von der Turtmannhütte nach Randa dürfte laut Dan Patitucci sein «bester Trailrunning-Tag aller Zeiten» gewesen sein: Das 3611 Meter hohe Üssere Barrhorn zum Sonnenaufgang – ja, das kann man mit Laufschuhen erreichen – die spannende Klettersteig-Passage am Schöllijoch und die folgende Passage des gleichnamigen, spaltenarmen Gletschers, für dessen Überquerung – etwas alpine Erfahrung vorausgesetzt – keine Gletscherausrüstung nötig ist. Die zweitausend Tiefenmeter nach Randa vergingen dann im Anblick der Viertausender wie der Sturzflug eines Wanderfalkens. Apropos: Auf der «Via Valais» trafen wir mehr Tiere und viel weniger Menschen, als wir erwartet hätten. Vor allem zwischen der Cabane Becs de Bosson und der Turtmannhütte bewegt man sich in einem Winkel, der viel ruhiger, weitläufiger, offener und farbenfroher ist, als man es üblicherweise in den Walliser Alpen gewohnt ist. Mindestens so unvergessen wie das kühle Fussbad im Grüensee auf der vorletzten Etappe blieb natürlich das Finale nach Zermatt: Nach einem kurzen Eistee- Stopp am Trifthotel standen wir nur knapp 20 Minuten später wieder in der Zivilisation – inmitten der Hauptstrasse mit ihren vielen Restaurants, Geschäften und Menschen, die gewaschene Haare haben und saubere Kleidung tragen. Mit unseren schlammbedeckten Beinen wollten wir nichts lieber als wieder ab auf die Trails. Aber zuerst: Einen Burger, bitte! Mehr Tieren und weniger Menschen als vermutet begegnet man auf der «Via Valais», die zwar auch von Verbier nach Zermatt, aber meist abseits der klassischen «Haute Route» verläuft. Aber was heisst das eigentlich? Im Gegensatz zur klassischen Haute Route wollten wir nicht zu viele steile Aufund Abstiege auf kürzestem Weg aneinanderreihen, sondern lieber auf Flowtrails den Konturen der Landschaft folgen. Und weil ein neuntägiger Run nur mit leichtem Gepäck so richtig Spass macht, endet jede Etappe auf einer Hütte oder im Tal. Nicht zuletzt waren uns gute Ausstiegsmöglichkeiten mindestens so wichtig wie optionale Gipfel-Abstecher für die Himmelsstürmer. «Eine Haute Route von Verbier nach Zermatt, aber in perfektem Laufgelände – das ist die Via Valais.» Im September 2018 trafen Dan und Janine Patitucci und ich uns mit unseren guten Freunden Kirra Balmanno und Bruno Schaub, ebenfalls begeisterte Trailrunner, um KIM STROM 14 INSPIRATION 03 / 2019 15

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