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Inspiration 03/2016 dt

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Das Rohmaterial des

Das Rohmaterial des Appenzeller Alpenbitters – 42 Kräuter sind laut Hersteller im Endprodukt enthalten. Die Destillationshallen der Appenzeller Alpenbitter AG stehen Besuchern für «fast alles» offen – das Rezept bleibt natürlich streng geheim. Hochgenuss Appenzeller Alpenbitter AG Appenzeller Alpenbitter AG 26 Brennpunkte der Enzianindustrie gelten der Schweizer Jura, Berchtesgaden in Deutschland und Galtür in Österreich. Der guten Erziehung wegen ist Einheimischen gegenüber auf den Genuss von E. stets mit einem Lächeln und einem wohlwollenden Kommentar (z.B. «Danke, wirklich einzigartig!») zu reagieren – auch wenn sämtliche Urinstinkte dagegen sprechen. Fee, die Grüne: Verniedlichungsform für die aus dem —> Val de Travers im Kanton Neuenburg stammende Kräuterhexe Absinth. Verdreht selbst den stärksten Männern den Kopf. Flachmann, der: schmale, leicht gewölbte und gerne mit Edelweissgravur verzierte Spirituosen-Trinkflasche aus Edelstahl, die wahrscheinlich selbst Steinschläge, Nordwand-Abstürze und Blitzeinschläge unbeschadet übersteht. Wird daher sogar von der Sektion München des Deutschen Alpenvereins als «kleiner Notfall-Begleiter» im Webshop angeboten. Gletschereis, das: 1. hellblaue Bonbons; 2. durch Metamorphose von Schnee zu weissen Flächen verdichtete Masse im Hochgebirge, die seit einigen Jahren alpenweit unter gravierender Schwindsucht leidet; 3. Name für hochprozentigen, bläulichen Likör aus dem Alpenraum. Hat mit Gletschereis ungefähr so viel zu tun wie sein heisses Pendant namens —> Bergfeuer mit dem Brauch des Sonnwendfeuers. Génépi, der: mit dem Absinth (—> Fee, die Grüne) verwandter, in den Westalpen beheimateter Kräuterlikör, der ahnungslosen Besuchern besonders gerne auf Hütten des Aostatals, aber auch im Piemont und den französischen Alpen verabreicht wird. Der guten Erziehung wegen ist Einheimischen gegenüber auf den Genuss von G. stets mit einem Lächeln und einem wohlwollenden Kommentar (z.B. «Molto interessante») zu reagieren – auch wenn sämtliche Urinstinkte dagegen sprechen. Heckmair, Anderl: deutscher Eiger- Nordwand-Erstdurchsteiger, wunderbarer Mensch und Universalextremist. Kannte sich nicht nur hervorragend an diversen Steilwänden und in der Pflanzenwelt der heimischen Alpen aus (—> Alpenbitter, —>Duftveilchen, —>Enzian, —>Génépi), sondern lieferte der Alpinwelt auch das unvergessliche Bonmot: «Alkohol in Massen genossen, schadet auch in grösseren Mengen nicht.» Heckmair starb 2005 im hohen Alter von 98 Jahren. Uli Auffermann Anderl Heckmair bewies, dass Spitzenalpinismus und Alkoholgenuss durchaus vereinbar sind. Höhenkrankheit, die: durch Abnahme des Sauerstoffpartialdrucks bedingtes Krankheitsbild mit an Kater erinnerndem Wirrwarr an Symptomen, unter anderem Kopfschmerz, Übelkeit und Schwindel. Lässt sich trotz anderslautenden Gerüchten eher nicht mit Alkohol bekämpfen. Hütte, die: laut Wikipedia «ein vergleichsweise kleines und bautechnisch einfaches Gebäude, das häufig von den späteren

Nutzern in Eigenarbeit aus lokal verfügbaren, vergänglichen oder lose zusammengefügten Materialien errichtet wird». Dient vor allem im Wintertourismus der Alpen als willkommener Ort des ungehemmten Alkoholkonsums, wobei von der Werbeindustrie geschickt platzierte Begriffe wie Hüttenzauber, Speckknödel und Stubenmusi gleichzeitig Gemütlichkeit suggerieren sollen. Ilsanker, Hubert: legendärer Enzianbrenner aus dem Berchtesgadener Land, den man nicht in wenigen Zeilen beschreiben kann, sondern auf einer seiner Enzianbrennhütten erleben muss. Jagertee, der: österreichisches Nationalheiligtum, das wegen einer EU-Etikettierungsrichtlinie im Rest der Welt nur Hüttentee heissen darf. Heisse Mischung aus diversen aufgebrühten Gebirgskräutern, Wurzeln, Nelken und Zimt plus einer nach eigenem Gutdünken zu wählenden Menge an Obstler und/oder hochprozentigem Rum, Rotwein, Orangen- und Zitronensaft. Wobei nach dem dritten Jager-, Jaga-, Jäger- oder Hüttentee keinen Menschen mehr interessiert, wie viel wovon wirklich drin ist und wie das Zeug eigentlich heisst. Kartoffelschnapspest, die: ungehemmter Konsum von meist —> selbstgebranntem Kartoffelschnaps, vor allem bei den ärmeren Schichten der Alpenregionen Schweiz und Tirol, sowie Auslöser des ersten Alkoholgesetzes 1887 in der Schweiz. Wegen diverser Modegetränke musste das Gesetz in der Folgezeit mehrmals modifiziert werden, zuletzt 2004 wegen der sogenannten Alkopops. Kräuter, die: Sammelbegriff für natürliche Geschmacksverstärker in Alpenspirituosen. Liedgut, das: wird auf Hütten gerne nach dem Genuss diverser Alkoholika intoniert und erinnert häufig an eine lose Abfolge von —> Trinksprüchen. Lässt sich daher im nüchternen Zustand auch nur schwer ertragen. Ist sogar hoch konzentriert in Form von CDs (z.B. «Die 20 schönsten Berglieder») erhältlich. Motorik, die: gerät Kontrolle ausser am Berg manchmal nach Alkoholgenuss so wie die dieses Satzes Wörter. Gedacht werden bei zweitem Schnaps sollte daran deshalb. 80 Prozent, 8000 Meter: Lag im Hochprozentigen das Geheimnis für Reinhold Messners herausragende Bergkarriere? Oma, heisse: 1. verfänglicher Google- Suchbegriff, 2. heisses Après-Ski-Mischgetränk auf der Basis von Milch und derart viel Eierlikör, dass sich selbst die Oma wieder an das —> Liedgut erinnert. Rauschkogel, der: 1720 Meter hoher Skitourenberg in den Mürzsteger Alpen (Steiermark), der zusammen mit dem Trinkerkogel (3161 m, Ötztaler Alpen) und dem Prostkogel (1244 m, Kaisergebirge) die bisher noch kaum bekannte Trinkertrilogie bildet. Russen, die: grosses ostslawisches Volk, deren Vertreter auffallend oft weder —>Höhenkrankheit noch Problem bei der —>Motorik kennen und es teilweise sogar mit der —> Grünen Fee aufnehmen können. Das bei Russen oft einzigartige wie bewundernswerte Zusammenspiel von Kameradschaft, Risikobereitschaft und Wodkagenuss am Berg hat der Teilzeit-Russe und Alpinist Robert Steiner unter anderem in dem wunderbaren Buch «Allein unter Russen» beschrieben. Selbstgebrannte, der: wird ahnungslosen Besuchern in so gut wie allen Bergregionen angedreht, vor allem aber in Staaten auf der Gebirgsachse Hohe Tatra-Karpaten- Kaukasus. Beim S. handelt es sich meist um ungeniessbares Gesöff aus angeblich eigener Herstellung, was man aber so niemals sagen darf. Wie beim —> Enzianu n d —> Génépi sollte Einheimischen einerseits zwar stets mit einem Lächeln begegnet werden, andererseits sollte endlich mal jemand sagen, dass die ihren Selbstgebrannten künftig selbst trinken können. Stroh: österreichischer Spirituosenhersteller mit fast 200-jähriger Geschichte. Vermarktet heute sein 80-prozentiges Premiumprodukt als in Flaschen abgefülltes «Austria-Feeling». Präsentiert sich neuerdings zudem als Staatengründer der fiktiven «Republic of Stroh», in der aller Spass vom Volke ausgehen soll und wo statt mit Geld in «hochprozentigen Einheiten» gezahlt wird. Kritiker werten die Initiative «Republic of www.stroh.at Hochgenuss 27

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