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Inspiration 03/2016 dt

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Wegweiser 14 ein paar

Wegweiser 14 ein paar Kraxelpassagen bereichern und den Berg von Süden her besteigen. Über eine klassische Alpinwanderroute, die vom Dörfchen Schwändi grösstenteils weglos durch steile Wiesen, über Felsbänder und Schotterflanken direkt zum Gipfel führt. Eiertanz im Schutt Steiles Gras – in den Südflanken des Vorder Glärnisch gibt es reichlich davon. Der Plan hat uns selbst dann noch gefallen, als sich diese kratzbürstige Route mit Dornen und Nesseln gegen uns zur Wehr setzte. Doch dann stehen wir auf einmal im Sienentobel: einer Runse, in der sich bei starken Regenfällen und während der Schneeschmelze die Wasser aus der Glärnischflanke sammeln und mit archaischer Wucht talwärts donnern. Jetzt ist das Sienentobel fast trocken, nur ein Bach sprudelt in seinem Bett. Dennoch beschleicht uns das Gefühl, am falschen Ort zu sein, nachdem wir über sandige Blöcke hinab bis zum Bachbett gekraxelt sind. Wir bleiben stehen und bli- cken um uns. Auf hausgrosse Felsblöcke und bröslige Flanken voll Schutt und Steine – wild durcheinandergeworfen, als wäre die Erde gestern entstanden. Immer wieder lesen wir die kopierten Routenbeschriebe und vergleichen sie mit der Landkarte. Alles weist uns hier den Weg durch das Tobel. Was sicher eine gute Sache wäre, hätten nicht Murgänge und tosende Wasser die Runse neu gestaltet. So folgt die Schlüsselstelle zum Auftakt der Tour: in Form eines Eiertanzes in steilem Schutt, umgeben von Steinen und Blöcken, die wie Damoklesschwerter über uns in den losen Seitenwänden hängen. Dass der Weg heute mehrere Hundert Meter weiter unten durch das Sienentobel führt, bleibt dem Internet, der Führerliteratur und uns verborgen – zumindest bis wir auf der anderen Seite stehen und neue Steinmänner entdecken. Einziger Trost: Wir haben die Feuertaufe des «Vorder Glärnisch von Süden» überstanden und erhalten damit die Eintrittskarte zur vertikalen Welt dieses Glarner Bergmassivs. Immer steiler steigen wir nun im knietiefen Gras durch weglose Flanken hoch. Folgen verblichenen Markierungen, traversieren schmale Grasbänder, das Dorf Schwanden in der Vogelperspektive weit unter uns. Um dann über Felsriegel und an Felstürmen vorbei zu kraxeln, bis wir zwei Stunden später ein Amphitheater aus steilen Flanken erreichen – das letzte Hindernis und die eigentliche Schlüsselstelle des Anstiegs, mal abgesehen von der Kletterpartie im Sienentobel. Magische Flanken Hier offenbaren sich Vorder Glärnisch zur einen Seite und Höchtor und Vrenelisgärtli zur anderen Seite in ihrer vollen Wucht: eine senkrechte Welt aus Felskanzeln, Felstürmen und Wänden, mit gewundenen Strukturen, als hätte ein Riese sie aus weicher Knetmasse geformt. Wir aber haben in diesem Moment mehr Augen für die Flanke vor uns, die ein scheinbar magisches Spiel mit Wanderern treibt: Solange man sie betrachtet, wirkt sie unpassierbar. Erst wer den

Wuchtiger Wächter über Glarus: der Vorder Glärnisch rechts und im Hintergrund der Glärnisch. INFO VORDER GLÄRNISCH Der Vorder Glärnisch ist ein 2327 Meter hoher, eigenständiger Gipfel des Glärnischmassivs. Bekannt ist er insbesondere, da er sich direkt südwestlich der Glarner Kantonshauptstadt Glarus erhebt. Nordwestlich des Gipfels erstreckt sich das Klöntal mit dem Klöntalersee als beliebtes Ausflugsziel. ROUTEN Vom Dorf Schwändi her führt ein direkter Anstieg meist weglos durch die Südflanke des Berges. Sie ist seltener begangen als die Normalroute, zurückhaltend markiert und weist keine Fixseile auf. Diese Route ist im Text sowie hier (siehe unten) ausführlich beschrieben; 1600 Hm, Aufstieg 4,5 Std., Abstieg 2,5 Std., T5. Die Normalroute führt vom Rhodannenberg via Hinter Saggberg zum Gipfel. Sie ist mit Fixseilen sehr gut versichert; 1500 Hm, T4. Von der Kantonshauptstadt Glarus führt eine selten begangene Route über die Felstürme der Schwösteren von Norden her auf den Gipfel; 1800 Hm, T6. ANREISE Route von Süden: Mit dem Zug via Ziegelbrücke oder ab Zürich mit der S25 direkt nach Schwanden und weiter per Bus nach Schwändi. Normalroute: Mit dem Zug via Ziegelbrücke oder ab Zürich mit der S25 direkt nach Glarus und weiter per Bus zur Haltestelle Rhodannenberg im Klöntal. Schwösteren-Route: Mit dem Zug via Ziegelbrücke oder ab Zürich mit der S25 direkt nach Glarus und allenfalls weiter per Bus bis zur Haltestelle Pfrundhaus (meist schneller zu Fuss). WEITERE INFOS ZUR ROUTE www.hikr.org, www.bergportal.ch ROUTENBESCHRIEB «VORDER GLÄRNISCH VON SÜDEN» Vom oberen Dorfteil von Schwändi geht man auf einer Strasse bis zur Brücke, welche die Guppenrus überquert. Direkt nach der Brücke zweigt der Wanderweg rechts ab und führt ansteigend durch den Wald bis zur Alp Guppen Unterstafel. Nach dieser steigt man dem Pfad folgend durch eine Lichtung sowie weitere Waldstücke in Richtung der Hütten von Mittler Guppen. Unterhalb der Hütten hält man Ausschau nach Markierungen (teils unter hohem Gras und Gewächs verborgen), welche rechterhand zum Rand des Sienentobels leiten, um auf einer Höhe von rund 1220 m das Tobel zu queren. Wegspuren und Steinmänner auf der anderen Seite der Runse machen ersichtlich, wo es weitergeht. Früher wurde das Tobel weiter oben traversiert, was nach Geländeveränderungen nicht mehr empfehlenswert ist. Jenseits des Sienentobels folgt man teils Wegspuren, teils Markierungen bergwärts, geht an einem ersten Hüttlein vorbei, um bei P. 1496 ein zweites Hüttlein zu erreichen. Im Hochsommer verlieren sich nach diesem die Markierungen im tiefen Gras, man steigt jedoch unschwierig mehr oder weniger in der Falllinie durch die steilen Grasflanken von Sienen hoch Richtung sogenannte «Gelbe Wand». Ab einer Höhe von ca. 1600 m stösst man erneut auf Markierungen, welche links an der «Gelben Wand» vorbeiführen, bis zum höchsten Punkt des Grases. Erst hier wird ein Grasband sichtbar, welches nach rechts durch die felsige Steilstufe führt und in einer kurzen Kraxelei – markiert mit einem gelben Smiley – auf die darüber liegenden Flanken leitet. Von hier aus geht es, Markierungen folgend, weiter bergauf bis zu den Felstürmen namens «Chilchli». Die anschliessende Passage bietet eine schöne Kraxelei. Einen klassischen Verhauer ermöglicht hier ein Felsband, welches nach wenigen Metern horizontal in eine abschüssige Felsflanke führt. Korrekt geht es, mit blassem Pfeil markiert, vor dem Felsband links haltend hoch. Nach wenigen Minuten Kraxelei erreicht man ein kleines Joch. Von hier aus folgt eine letzte, leicht ausgesetzte, Traversierung eines weiten Felskessels, um anschliessend unschwierig in die Furggle und weiter dem Grat entlang zum Gipfel zu steigen. Der Abstieg erfolgt auf dem gut markierten Wanderweg ins Klöntal. Wegweiser 15

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