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Inspiration - 02.2019

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EXPERT BERGSTEIGERHELME

EXPERT BERGSTEIGERHELME SCHÜTZENDE SCHALE TEXT ALEXANDRA SCHWEIKART Es knallt, es rasselt, instinktiv drückt sich der Körper gegen den Fels. Ein dumpfer Schlag knallt gegen den Helm. Der Kopf brummt. Am Berg kommt nicht alles Gute von oben: Steine, Eisschlag oder der Karabiner des Seilpartners. Daher gehören Schutzhelme schon seit langer Zeit zur Standardausrüstung in den Bergen. Der Helm gehört zur sogenannten persönlichen Schutzausrüstung, kurz PSA, der Kategorie zwei. Definiert als Ausrüstung, die Bergsteiger vor «grossen Gefahren» bewahren soll. Die Zeiten, dass der Helm wie ein überdimensioniertes Plastik-Ei am Kopf drückte, sind glücklicherweise lange vorbei. Heute werden verschiedenste Materialien und Technologien aus der Kunststoffindustrie verwendet, die die Helme leicht und extrem robust machen. So verbaut Mammut seit diesem Jahr erstmals das in Bike- und Skihelmen längst etablierte MIPS-System in seinem Topmodell. Auch für die Puristen unter den Sportkletterern gibt es also keine Ausreden mehr. keine Verletzungen an Kopf und Halswirbelsäule erleidet. Ebenfalls wird die Energieaufnahme von der Seite, von vorne und von hinten gemessen. Einen Durchschlagstest mit einem spitzen Kegel aus einem Meter Höhe muss jeder Helm ebenfalls absolvieren. Ein weiterer Test prüft die Festigkeit der Bänder und Schnallen und den Halt des Helmes auf dem Kopf, wenn daran gezogen wird. «Ob man eher einen robusten Hartschalenhelm oder einen federleichten In-Mold-Helm mit grossen Belüftungsöffnungen braucht, hängt vom Einsatzort ab. Bei alpinen, steinschlaggefährdeten Touren empfehlen wir eher kleine Öffnungen für maximalen Kopfschutz.» Für die meisten Kletterer gehört er fix zur Tour: der Helm. Manche Modelle sind wahre Multisportler, andere sind eher etwas für Grammjäger. Das passende Modell hängt nicht nur vom persönlichen Einsatz ab, sondern vor allem von der Passform. ILLUSTRATION: SOPHIE KETTERER Expertentipp: In den Bergen herrscht keine «allgemeine Helmpflicht». Experten raten aber dazu, in allen Fällen einen Helm zu tragen, in denen Stein- oder Eisschlag vorkommen kann oder aber die Möglichkeit von unkontrollierten oder weiten Stürzen nicht ausgeschlossen werden kann. «Ich hab doch schon einen Helm zum Biken, braucht es da einen zusätzlichen zum Klettern?», mag manch einer sich fragen. Die Antwort ist kurz und eindeutig: Ja! Zum einen ist ein Bergsteigerhelm kein klassischer Sturzhelm, sondern schützt von seiner Machart her gegen herabfallende Gegenstände. Im Gegensatz zu einem Velo-Helm ist er daher nicht rund herum belüftet, sondern verfügt nur über mehr oder weniger grosse Öffnungen an den Seiten. Im Zentral- und Stirnbereich ist die Schale von Bergsteigerhelmen geschlossen, da hier die Hauptaufprallstellen für herabfallende Gegenstände oder Steinschlag sind. Der Kopfschutz für alpine Disziplinen muss die Normprüfung nach EN 12492 und die strengere, jedoch freiwillige UIAA-Norm 106 bestehen. Hier müssen die Helme den definierten Aufprall eines aus zwei Meter vertikal fallenden Prüfkörpers mit 5 Kilogramm standhalten. Die übertragene Energie auf den Kopf darf maximal 10 kN (EN) beziehungsweise 8 kN (UIAA) betragen, damit der Träger MATTHIAS SCHMID PRODUKTMANAGER PASSFORM Entscheidend für den Komfort auf einer langen Tour ist die richtige Passform des Helmes, die Polsterung – und natürlich auch das Gewicht. Viele Helme gibt es in zwei verschiedenen Grössen. Für einen perfekten Sitz lassen sich die Gurte an den Ohren und am Kinn sowie das Kopfband am Hinterkopf anpassen. Nicht jeder Helm passt auf jeden Kopf, daher ist es sinnvoll, verschiedene Modelle vor dem Kauf anzuprobieren und ihn auch mit Mütze zu testen, falls ein Einsatz im Winter oder in den Übergangsjahreszeiten vorgesehen ist. Denn nur, wenn ein Helm passt und angenehm sitzt, ist er automatisch mit dabei. Denn ein Helm zuhause im Schrank schützt nicht. Expertentipp: Man sollte verschiedene Helme in einer der zwölf Bächli Bergsport Filialen anprobieren, auf seinen Kopf einstellen und damit umhergehen. Wichtig ist, dass der Helm nicht verrutscht und dass man nach oben blicken kann, ohne dass er die Sicht einschränkt. Und: Auch mit Mütze muss der Helm gut passen, wenn man an kalten Tagen oder in Eis und Schnee unterwegs sein möchte. 28 INSPIRATION 02 / 2019 29

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