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Inspiration - 02.2019

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RUBRIK UNTERRUBRIK WEGWEISER GRAT-KLETTERN GIB MIR DIE KANTE GRANDS CHARMOZ – AIGUILLE DU GRÉPON IN HISTORISCHE HÖHEN Charakter: Lang, anstrengend, und die gesamte Klaviatur des Alpinismus bespielend. Die Überschreitung von Charmoz und Grépon gehört zu den grossen Touren oberhalb von Chamonix – trotz ihrer relativ geringen Gipfelhöhe (3482 m). Schwierigkeiten: Firn bis 45°, Stelle VI (5c), z.T. anstrengende Riss- und Verschneidungskletterei. Lang! Ausrüstung: Doppelseil (50 m), 8-10 Expressschlingen, Bandschlingen, Satz Keile, Satz Friends (1-3), Abseilgerät. Beste Jahreszeit: Mitte Juni bis Anfang August, zuvor liegt zu viel Schnee, danach wird der Bergschrund heikel. Abstieg: Abseilpiste vom Grépon, dann über Gletscher und Wanderweg zurück zur Midi-Bahn. nismus darstellt. Mit der Begehung des Mummery-Risses wurden Schwierigkeiten bewältigt, die man bis dato nicht für vorstellbar hielt. Steckt man heute im ebenso abweisenden wie berühmten Mummery-Riss, kann man sich wiederum nicht vorstellen, wieso dieser Riss früher nur mit dem IV. Grad bewertet wurde. «Gefühlt 6b», orakelte ein Begeher nach vollbrachter Tat. Letztlich ist der Mummery- Riss aber nur der Höhepunkt der Tour; das i-Tüpfelchen in einem der schönsten und komplettesten Wege im gesamten Mont-Blanc-Gebiet. Charmoz-Grépon – eigentlich nur zwei kurze Worte. Und doch spiegeln sie die ganze Welt des Alpinismus oberhalb von Chamonix wieder. Hat man den Mummery-Riss geschafft, wartet die Belohnung in Form eines ebenen Standoder besser: Sitzplatzes. TEXT & FOTOS RALF GANTZHORN Feldspat, Quarz und Glimmer – die vergess’ ich nimmer! Wer für die Bestandteile von Granit einen Merkspruch braucht, sollte diese vier Granit-Grate unter die Sohlen nehmen. Eindrücklicher kann man die Geologie der Alpen schlicht nicht studieren. Kurz vor dem Gipfel von Turm 2 bei der Überschreitung des Salbitschijen-Westgrates. Die Urner Zentralalpen mit Galenstock (ganz links), Dammastock und Sustenhorn im Hintergrund. Als Albert Frederick Mummery zum dritten Mal auf der Aiguille du Grépon stand, prägte er scherzhaft die drei Stadien eines jeden Berges: «Ein unersteigbarer Gipfel – die schwierigste Route in den Alpen – an easy day for a lady». Hintergrund dieses wunderbaren Ausspruchs war, dass die stolze Granitnadel über Chamonix im 19. Jahrhundert jahrelang vergeblich versucht wurde. Bis zum 5. August 1881, als Mummery, geführt von den Schweizer Bergführern Burgener und Venetz, als erster den Gipfel des Grépon erreichte. Nur wenige Jahre später führte Mummery zwei der ersten fünf Wiederholungen durch, diesmal als Erster am Seil. Die Leichtigkeit, mit der Miss Bristow, eine seiner Seilpartnerinnen in jenen Tagen, die Schlüsselstelle der Tour, eben den «Mummery- Riss» meisterte, könnte den o.g. Ausspruch geprägt haben. Zumal Miss Bristow auch noch einen der damals unglaublich unförmigen Fotoapparate durch die Tour mitschleifte, und damit Mummery in seinem berühmten Riss für die Ewigkeit festhielt. Andererseits schrieb Mummery nur wenige Zeilen später, dass er die Route als eine der Schwierigsten betrachte, die er jemals gemacht habe. Was also erwartet einen bei der Überschreitung von Grands Charmoz und Grépon? Fakt ist, dass die Erstbesteigung des Grépon den Beginn einer neuen Entwicklung im Alpi- «Gefühlt 6b: Kaum vorstellbar, dass der Mummery-Riss früher mit dem IV. Grad bewertet wurde.» 22 INSPIRATION 02 / 2019 23

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