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Inspiration 02/2015 dt

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1898 1919 1957 1930 1972

1898 1919 1957 1930 1972 Augsburg-Oberhausen: Gründung der Firma durch Hans Deuter. Die ersten Packsäcke gehen an die königlich-bayerische Post. Deuter produziert Koffer, Rucksäcke und Zelte zum Verleih. Die grossen Zelte schaffen es bis auf das Oktoberfest in München. Der erste «Tauern»- Rucksack kommt auf den Markt und Rücken. Aus dem Familienbetrieb wird die Aktiengesellschaft «Deuter Industriewerke AG Augsburg». Deuter stattet das Olympische Team mit Sport- und Reisetaschen aus. PARTNERCHECK 44 Vom Tausendsassa zum Spezialisten Es läuft gut - von 1928 bis in die 70er-Jahre stattet Deuter praktisch alle deutschen Expeditionen mit Rucksäcken und Zelten aus. Doch auch die Konkurrenz schläft nicht. Zahlreiche Hersteller drängen Anfang der 80er-Jahre auf den Markt und stellen die Geschäftsführung und Mitarbeiter von Deuter vor neue Herausforderungen. Die Erfolgsmodelle «Zugspitze» oder «Gröden» geraten immer mehr in Vergessenheit. «Deuter war bekannt für deutsche Qualitätsarbeit, aber die Produkte waren zu alt für den Markt.» Das realisiert auch Johannes Busch, der zu dieser Zeit als Produktmanager verantwortlich ist für die Weiterentwicklung altbewährter Produkte. «Wo geht es hin?» Schlaflose Nächte plagen den Tüftler. Ein Einfall muss her, um das schwächelnde Unternehmen wieder auf Gipfelkurs zu bringen. Und er kommt – mehr oder weniger beim Zvieri am Berg. «Ich dachte daran, dass viele Wanderer, die ich beispielsweise auf den Hütten traf, über das starke Schwitzen unter dem Rucksack und den folglich nassen Rücken klagten. So kam ich darauf, an diesem Problem zu arbeiten.» Wie lässt sich also ein Rucksack konstruieren, der den Schweiss entweichen lässt und dem Rücken Entlastung bietet? In einer der nächtlichen Denkstunden hat Busch die Idee mit dem Netz, das zwischen Rucksackstoff und Rücken positioniert werden soll. Mit einem Team von Entwicklern und erfahrenen Handwerkern entstehen die ersten Prototypen. Ein dauerelastischer Federstahlrahmen ist das Herzstück des Systems und bildet einen Ventilationsraum, der die Schweissbildung reduziert. Doch anfänglich werden dem Projekt nur geringe Erfolgschancen eingeräumt. Zu neu und abwegig scheint die Idee. Bis die Wissenschaft in Form des renommierten Textilinstituts Hohenstein sich dem Produkt in Form eines Tests annimmt und sensationelle Ergebnisse präsentiert. «Das Ergebnis hat uns damals selbst überrascht!», erzählt Busch. «Schliesslich zeigte es, dass der Flüssigkeitsverlust beim Wandern durch das belüftete Rückenteil um bis zu einen Viertel reduziert wird.» Der «Aircomfort»-Rucksack – Ehemaliger und aktueller Geschäftsführer: Bernd Kullmann und Martin Riebel – ein erfolgreiches Gespann auf dem Weg nach oben.

1984 1991 2006 2011 Der Original Deuter- Aircomfort wird geboren. Das neue Tragesystem bedeutet eine Revolution am Rucksackmarkt. Zusammen mit Transalp- Pionier Andi Heckmair entwickelt Deuter den ersten MTB-Rucksack: Bike I mit Airstripes-System Mit der SL (SlimLine) Linie entwickelt Deuter Rucksäcke, die auf die weibliche Anatomie zugeschnitten sind. In Deutschland bekommt der «Drecksack» ein neues Gesicht: Der DAV Summit Club und Deuter rufen die Wanderer auf, den Müll mit nach Hause zu nehmen, um somit die Natur zu schonen. so der Name der Innovation – verhilft dem angeschlagenen Unternehmen 1984 zur Wiedergeburt und macht Deuter zum Branchen-Vorreiter in der Rucksackentwicklung. Mit Cleverness auf den «Rucksackgipfel» Doch anfänglich ist die Umsetzung noch mit Problemen behaftet. «Als ich zu Deuter kam, war der ‹Aircomfort› ein ungeschliffener Edelstein, der noch dazu falsch vermarktet wurde», so Bernd Kullmann. Gerade von einer Expedition zum 8201 Meter hohen Cho Oyu zurückgekehrt, stösst Kullmann 1986 zum Unternehmen – die Geschäftsführung hat hohe Erwartungen an den erfahrenen Alpinisten, der die Weiterentwicklung und Vermarktung der Rucksäcke auf Vordermann bringen soll. Der finale Startschuss fällt bereits ein Jahr später, als auch Händler im Ausland beginnen, die Rucksäcke mit dem Aircomfort-Rückensystem zu bestellen. Bei Heinz Bächli beisst sich Bernd Kullmann zuerst die Zähne aus. 1987 freut er sich zunächst, dass er überhaupt die Gelegenheit bekommt, die neuen Rucksäcke zu präsentieren. Heinz Bächli lässt sich allerdings nicht auf Anhieb vom neuen Aircomfort-Belüftungssystem überzeugen. Der Kontakt zwischen den zwei Alpinisten bricht jedoch nie ab und einige Zeit später ordert Bächli Bergsport erstmals Deuter-Rucksä- cke – der Anfang einer langen und erfolgreichen Partnerschaft. «Das neue System war die Innovation, die Deuter geholfen hat, zu überleben. Der Vorteil des Belüftungssystems war leicht zu verstehen und damit auch ein unschlagbares Verkaufsargument für die Händler», weiss Kullmann, der dank seiner alpinen Erfahrung und dem Gespür für den Markt bald an die Spitze des Unternehmens klettert. Dass das innovative Belüftungssystem viel Potenzial bot, zeigt auch die Tatsache, dass andere Hersteller sich bei der Entwicklung eigener Modelle sehr bald von Deuter «inspirieren» «Frische Brise» von allen Seiten: Das Aircomfort-Tragesystem sorgt für gute Belüftung und revolutioniert den Rucksackmarkt. PARTNERCHECK 45

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