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Inspiration 04/2016 de

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Die Glücksbringer:

Die Glücksbringer: «Den Gästen etwas Schönes ermöglichen» ist für Raphael Imsand (li.) das Beste am Bergführerberuf. Walter Josi (re.) ist das schon so oft gelungen, dass er manchmal ins Grübeln gerät, wenn frühere Gäste von ihren Highlights schwärmen. Gipfeltreffen «SINGEN WÄRE NICHT DAS DÜMMSTE!» Von Whymper bis zum Canyoning: Im Generationengespräch unterhalten sich der Berner Walter Josi (74) und Raphael Imsand (28) aus dem Goms über Vergangenheit und Zukunft des Bergführerberufs – und die Bedeutung von Bergen in schnelllebigen Zeiten. Rob Lewis Walter, du bist seit 1968 Bergführer. Wie lief der erste Arbeitstag ab? Walter Josi: Es war sehr lustig. Ich wurde vom Universitätssport angefragt, einen Kletterkurs in den Sieben Hengsten zu leiten. Ich wusste knapp, wo die waren. Der Chef hat gesagt: «Es kommt noch einer mit, der alles kennt, und ich komme auch mit.» Der Chef kam dann in Schale und Krawatte an den Treffpunkt, der andere Typ kam gar nicht. Ich hatte eine Karte dabei, aber keine Ahnung, wo man klettern kann. Als der Chef fragte, wie es war, sagte ich: «Es war eigentlich ein ziemlicher Flop!» Dann wurde ich Chef und habe 45 Jahre lang Studenten zum Klettern gebracht, auf etwas weniger als 1000 Touren. Gibt es etwas, worum du die jungen Bergführer von heute beneidest? Josi: Dass sie noch jünger sind und tolle Sachen machen können. Mit der Zeit hat man mehr Erinnerungen als Projekte, was zwar auch schön ist. Aber die Jungen haben heute natürlich viel mehr Möglichkeiten. Man kann Snowboard-Touren machen und Canyoning, man kann viel mehr Reisen unternehmen. Darum beneide ich sie auf jeden Fall. Und du, Raphael? Würdest du gerne in einer anderen Zeit führen als jetzt? Raphael Imsand: Eigentlich nicht. Aber um was ich die Bergführer beneide, die früher geführt haben, ist das Abenteuer. Für uns sind die vielen Informationen von heute ja eigentlich ein Vorteil. Aber das Abenteuer geht mit den Karten, dem Wetterbericht, dem GPS und den Bildern im Internet schon ein bisschen verloren. Wann wäre denn deine Zeit gewesen? Imsand: Meine Zeit ist schon jetzt. Mich würde es aber interessieren, wie es zu den Anfängen des Bergführerwesens zuging, als ein Alexander Burgener und Co. geführt haben und mit Gästen Erstbesteigungen gemacht haben. Die wussten nicht, was auf sie zukommt. Josi: Ich hatte das Glück, Gäste zu haben, die genau das wollten – Erstbegehungen machen. Da haben wir zum Teil noch von Hand gebohrt. Man wusste nicht genau, ob es die ganze Zeit eine schöne Route bleibt, oder ob es plötzlich irgendwo gefährlich wird und man einen Rückzug machen müsste. Der Schritt ins Ungewisse ist das Faszinierende dabei. Ihr seid beide selbstständige Bergführer, nicht bei Bergschulen angestellt. Wie kommt ihr zu euren Gästen? Imsand: Ich persönlich erreiche viele Leute über Social Media. Das hat mich anfangs schon erstaunt. Gerade im Winter zum Beispiel, wenn ich in der Abfahrt auf die Gäste warte, mache ich mit dem Handy ein Foto und lade es direkt bei Facebook hoch. Das kostet nichts und bedeutet keinen Aufwand. Aber wenn ich das jeden Tag mache, dann merken die Leute irgendwann: Ah, der ist ja immer im schönen Schnee unterwegs. Karte oder Smartphone? Bergführer Imsand setzt auf beides. Wie ist es bei dir, Walter? 1968, knapp vor dem Internet gestartet? Josi: Ziemlich viel vor dem Internet! Ich habe zwar seit 13 Jahren eine Website, aber ich bin nicht auf Social Media. Einen Prospekt habe ich nie gemacht, aus dem gleichen Grund wie Raphael – das Internet ist gratis. Meine Gäste haben vor allem über Mund-zu-Mund-Propaganda zu mir gefunden. Es ist aber nicht jedermanns Sache, sich selbst die Arbeit zu beschaffen. Angestellt sein hat auch Vorteile. Die unangenehme Seite des Berufs? Imsand: Ich habe die Bergführerausbildung 18 19 PatitucciPhoto Gipfeltreffen

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