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Inspiration 02/2015 dt

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Verträumtes Etappenziel

Verträumtes Etappenziel auf der Veia Parc Ela: Der Weiler Tga im Val Faller. WEGWEISER 14 Die Alp Flix trumpft mit botanischer Vielfalt auf. turwinkel, die prächtigsten Alpwiesen, die schönsten Bergseen, aber auch kulturelle Highlights einschliesst. Weil wir nur eine Woche Zeit haben, beschränken wir uns auf den spektakulärsten Teil der Route, das Gebiet, in dem sich die Bündner Dolomiten besonders eindrucksvoll bäumen. Die Tour beginnt mit einem Sprung ins kühle Wasser. Es ist heiss und der Lai Barnagn lädt zum Bade. Hohe Temperaturen bedeuten im Sommer fast immer auch Gewitter. Und die nahen an den ersten Wandertagen jeweils ziemlich früh. So geniessen wir die Landschaft bis mittags in vollen Zügen, die zweite Hälfte der Route legen wir im Eiltempo zurück. In alpinem Gelände kostet das Kraft, doch an Picknickpausen ist angesichts der in die Höhe schiessenden Haufenwolken nicht zu denken. Nach der Wanderung über Tussagn zum Orgels-Pass mit seinem Gewirr an Felspfeilern, durch ein Gelände, das in den Südtiroler Dolomiten liegen könnte, hinauf zum Elapass und vorbei an den tiefblauen Seeaugen der Lajets hinab ins Val d’Err, das mit seinem Blumenreichtum auf der Hitliste der Botaniker steht, bricht doch ein Gewitter über uns herein. Es lässt uns die Haare zu Berge stehen. Also wählen wir nicht die vorgesehene alpine Route, sondern steigen in tieferer Lage durch den Wald zur Alp Flix auf. Eine gute Wahl. Der Wald wirkt wildromantisch. Er dämpft den Regen, und ein Blitz sucht sich doch eher einen einzelnen Baum aus, oder? Das Etappenziel, das Berghotel Piz Platta, liegt ganz am Ende der lang gezogenen Alpterrasse. Als wir die Unterkunft erreichen, fühlen sich die Beine nach den vielen Höhenmetern an wie Gummi. Beim Abendessen fallen uns fast die Augen zu, auch wenn die Bündner Spezialitäten wirklich köstlich sind: Hinter dem Namen Capuns verbergen sich mit Mangold umwickelte Knödel in sämiger Käserahmsosse, hinter Pizokel hausgemachte Spätzle aus Buchweizenmehl. Artenreiche Schatzinsel Am nächsten Morgen sind die Gewitterwolken wie weggeblasen. In gereinigter Luft liegt die Alp Flix inmitten kunterbunter Feuchtwiesen. Im grünen Moorgelände sorgen Bilderbuchseelein für dunkelblaue Tupfer. Am Horizont erhebt sich der Piz Platta, dessen markante Form fast ein bisschen an das Matterhorn erinnert. Eine unermessliche Mikro-

INFO PARC ELA Allgemeine Infos: Info- und Buchungsstelle Parc Ela c/o Savognin Tourismus, Tel. 081/659 16 18, www.parc-ela.ch Das Wegenetz im Parc Ela ist bestens markiert. welt soll sich in den Moorbiotopen verbergen. Das hat zumindest der vor einigen Jahren veranstaltete «Geo-Tag der Artenvielfalt» hervorgebracht. Damals katalogisierten Wissenschaftler aus aller Welt in nur 24 Stunden 2092 Arten, darunter auch bisher noch unbekannte Spezies. Die Stiftung «Schatzinsel Alp Flix» wurde daraufhin gegründet und ein kleines Forschungszentrum eingerichtet, das den Namen der damals entdeckten Dungmückenart Rhexoza flixella trägt. Wer zur richtigen Zeit kommt, kann den Experten bei ihren Studien zur Artenvielfalt im alpinen Raum über die Schulter schauen. Regelmässig finden Exkursionen statt. Wir begeistern uns an den wilden Orchideen, die sich von Ende Juni bis Anfang Juli in seltener Fülle präsentieren. Über den Kanonensattel zieht unsere Route zur Alp Natons. Wir genehmigen uns ein kühles Bier und kaufen würzigen Alpkäse als Proviant für die Berg-Picknicks der nächsten Tage. Tief drunten im Tal glitzert der Marmorera-Stausee, in dem einst ein ganzes Dorf verschwunden ist. Pünktlich zur Nachmittagszeit legen wir wieder unseren Turbogang ein. Doch die Gewitterwolken kennen kein Pardon und ergiessen sich, noch bevor wir den Etappenort Bivio erreichen. Durchnässt kommen wir am Hotel Solaria an. «Bun di» begrüsst uns Herr Torriani, der Gastwirt, auf Romanisch. Wie viele andere ist auch seine Familie einst aus dem Bergell umgesiedelt. In Bivio, dessen Name «Wegscheide» bedeu- VEIA PARC ELA Der spektakulärste Teil der 15 Etappen umfassenden Weitwanderroute: 1. Etappe: Savognin – Pass digls Orgels – Chamonas d’Ela, 6 ½ h. Das mühsame erste Stück kann auch umgangen werden. Savognin Tourismus organisiert einen Shuttlebus bis Plang la Curvanera, dem Parkplatz unterhalb der Alp Nassegl. 2. Etappe: Chamonas d’Ela – Pass d’Ela (1 ½ h) – Lajets – Alp d’Err (1 ½ h) – Piz Colm – Alp Flix/Tigias, 6 ½ h. 3. Etappe: Tigias – Kanonensattel – Alp Natons (1 ¼ h) – Bivio 2 ¼ h (genügend Zeit, um sich die Seen der Alp Flix anzuschauen). 4. Etappe: Bivio – Stallerberg (2 ½ h) – Flüeseen – Fallerfurgga – Val Faller/Tga, 5 ½ h. Die sehr reizvolle Variante von Bivio über den Columban See und die Fuorcla de la Valletta hinüber zum Stallerberg dauert 3 ½ h. 5. Etappe: Tga – Fuorcla Starlera (2 ½ h) – Radons, 4 ½ h. 6. Etappe: Radons – Savognin 1 ¾ h oder auf dem Panoramaweg hinauf zum Sessellift Somtgant 1 ¼ h und sich genussvoll nach Savognin chauffieren lassen. UNTERKÜNFTE Savognin: Reiche Auswahl, eine sympathische Adresse ist das Hotel Romana, Tel. 081/684 15 44. 1. Etappe: Chamonas d’Ela, Juli bis Oktober, nur an Wochenenden bewirtschaftet, immer offen, Tel. 078/878 98 41. 2. Etappe: Alp Flix/Tigias: Berghaus Piz Platta, Tel. 081/659 19 29, www.flix.ch 3. Etappe: Bivio: Mehrere Hotels, z.B. Hotel Solaria, Tel. 081/684 51 07. 4. Etappe: Val Faller: Ski-und Wanderhütte Piz Platta, bewirtschaftet Anfang Juli bis Mitte Oktober, Tel. 081/684 55 95. Wer in Juf Zwischenstation machen möchte: Pension Edelweiss, Tel. 081/667 11 34. 5. Etappe: Berghaus Radons, Tel. 081/659 10 10, www.radons.ch MOORLANDSCHAFTEN Im Parc Ela befinden sich drei Moorlandschaften von nationaler Bedeutung: Alp Flix, Alp da Stierva und Val da Sett. Info: www.schatzinselalpflix.ch KLETTERSTEIG Seit 2005 kann der Piz Mitgel (3159 m) über einen Klettersteig erobert werden. Die Route ist eigentlich nicht schwierig, wäre da nicht der kurze, aber kraftraubende Überhang kurz vor dem Ausstieg am Vorgipfel. Aufgrund des alpinen Geländes fällt die Einstufung in die Kategorie schwierig. Aufstieg von Plang la Curvanera (1844 m): 5 h. PFERDETREKKING Der Reitstall Solaria in Bivio veranstaltet regelmässig Wochenendritte über den Septimerpass ins Bergell sowie auch Ausritte ins Val Faller oder zur Alp Flix. Info: www.hotelsolariabivio.ch KARTE Parc Ela Wanderkarte 1:50'000, mit wertvollen Infos auf der Rückseite. LITERATUR «Parc Ela», Peter Donatsch, Appenzeller Verlag 2007. «Parc Ela – Ein Wegweiser zu Natur und Kultur im Albulatal und Surses», Hansjürg Gredig, Ott-Verlag 2009. WEGWEISER 15

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