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Inspiration 01/2016 dt

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Sitzt, passt, wackelt

Sitzt, passt, wackelt nicht und hat Luft Nicht selten entscheidet der richtige Schuh, ob aus einer Bergtour ein Alp- oder Albtraum wird. Die Auswahl an Alpinsportschuhen ist unüberschaubar gross geworden. Für jede Aktivität gibt es das passende Modell. Und die Leisten der Hersteller sind so unterschiedlich wie die Füsse der Kunden. Nicht nur Weitwanderern empfiehlt Bächli-Schuhexperte Ernst Schärer daher: beraten lassen, anprobieren und als Erstes in ein gutes Allround-Modell investieren – den Trekkingschuh. Expert 30 Über Stock und Stein: Trekking-Schuhe sind vielseitig einsetzbar. Um herauszufinden, welches Modell den eigenen Bedürfnissen am besten entspricht, lohnt eine Beratung. Moritz Attenberger

Bergsteigen könnte so einfach sein. Rucksack auf, Schuhe an, los geht’s Richtung Gipfel. Wäre da nicht ein Problem: «Sehr schwer, beinahe unmöglich, ist es für den Neuling, sich durch die Vielgestaltigkeit der angebotenen Ausrüstung zum Richtigen, dem gedachten Zweck am besten Entsprechenden durchzufinden», heisst es in einem Ausrüstungsratgeber aus dem Jahr 1935. Natürlich sind Material und Handhabung in den vergangenen 80 Jahren um Welten besser und einfacher geworden. Niemand giesst noch «in Benzin gelöstes Paraffin» zur Abdichtung in seine Lederschuhe, niemand muss vor der Tour seine Schuhsohlen mit «feinem Glaspapier» anrauen, um sie dann «mit Leinölfirnis und einigen Prozent Bleiglätte zu tränken», wie es der Autor des antiken Ratgebers einst empfahl. Dennoch, das Problem der unüberschaubaren Vielfalt hat sich potenziert – auch und gerade beim wichtigsten Ausrüstungsgegenstand aller Bergsportler, den Schuhen. Ein wenig Licht ins Dunkel brachte Alfons Meindl vom gleichnamigen Schuhhersteller aus Bayern. Meindl ersann verschiedene Kategorien von Bergschuhen – sortiert nach ihrem Einsatzort von A («gute Parkanlagen») bis D («Eistouren extrem»). Allerdings ist auch diese Handreichung bereits 40 Jahre alt und nur bedingt hilfreich, da heute selbst die Subkategorie «Trekkingschuhe» im Webshop von Bächli Bergsport 697 Treffer ausweist. So empfiehlt sich, man ahnt es, auch anno 2016 der Gang zum Fachgeschäft, will man die kommenden Bergjahre blasen- und schmerzfrei durchschreiten. Ernst Schärer, Produktmanager für Schuhe bei Bächli Bergsport, schildert die aktuelle Situation: «Nach wie vor ist der klassische Wanderschuh ein sehr gefragtes Produkt. Weil neben den vielen Trekkingmodellen inzwischen aber auch einige neue Kategorien am Markt sind – Approach-Schuhe, Multifunktionsschuhe, also Modelle, die man früher Halbschuh genannt hat, sowie die gerade knöchelhohen «Mid’s» –, müssen wir als Berater noch genauer herausfinden, was unsere Kunden mit ihrem Schuh vorhaben.» Einkreisen der individuellen Bedürfnisse Doch selbst wenn sich der Anspruch des Kunden mit den Hauptmerkmalen eines Trekkingschuhs deckt – überknöchelhoher Schaft, keine Steigeisentauglichkeit –, bleiben die Einsatzbereiche bemerkenswert breit. Denn ein gutes Wandermodell befähigt zu vielem, oder wie Schärer es formuliert: «Es ist schon ein Unterschied, ob jemand mit seinem neuen Trekkingschuh morgen den Jakobsweg beginnt oder nur im Flachland spazieren geht.» Der grosse Vorteil des «Vielfältigkeits- Problems» ist natürlich, dass sich heute für jeden das genau passende Modell findet – richtige Beratung vorausgesetzt. Bei Bächli Bergsport beginnt dies mit einem Blick auf den Fuss des Kunden. «Je nach der Breite des Fusses und der Höhe des Ristes kann man schon mal in eine Richtung gehen. Hanwag und Meindl schustern eher breite Modelle, die italienischen Marken klassischerweise schmälere», sagt Schärer. Manche Hersteller, Lowa etwa, bieten ihre Schuhe gar in drei verschiedenen Ristbreiten an. Und der bayerische Spezialist Hanwag hat mit dem «Bunion-Leisten» eine spezielle Vorlage für Menschen mit schiefstehender Grosszehe, genannt Hallux Valgus, im Programm. Damenmodelle mit schmälerer Ferse und höherem Rist sind heute eine Selbstverständlichkeit. Ein weiteres Ausschlussverfahren lässt sich über die Sohle führen: Ihre Steifigkeit entscheidet über den Gehkomfort. Weiche Sohlen passen sich dem Untergrund gut an und rollen besser ab. So kann in leichten Trekkingschuhen durchaus «Turnschuh- Feeling» aufkommen. Allerdings geben sie weniger Trittsicherheit und lassen die Bodenbeschaffenheit stärker durchspüren. Wer häufig mit schwerem Gepäck oder in weglosem Gelände auf Tour ist, greift lieber zu einer härteren Sohle. Bei Bächli lautet die Faustregel: «Je loser der Untergrund, desto fester sollte die Sohle sein», sagt Schuhexperte Schärer. Neben dem bevorzugten Gelände spielt bei der Sohlenwahl Expert 31

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