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Inspiration 01/2015 dt

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Viel Platz: Hoch über

Viel Platz: Hoch über dem Lötschental liegt ein kleines Paradies für Variantenfahrer. WEGWEISER 6

GUT VERSTECKTER SCHATZ Bei einem flüchtigen Blick auf die Walliser Landkarte übersieht man leicht das Lötschental. Dabei bietet es alles, was Freerider und Tiefschnee-Gourmets suchen. Ein Skitrip für die Seele. «Spinn ich?» Thomas traute seinen Augen nicht. «Nein, das kann nicht sein!» Gerade mal 100 Meter war er von der Piste ins freie Gelände hinausgequert, um einen kleinen Felsriegel herum. Keine Spur – keine einzige. «Einfach nur Glück gehabt», denke ich, als Thomas im Lift zum Hockengrat von seinem ersten Besuch im Lötschental erzählt. Heute werden wir wohl nicht so viel Fortune haben. Zuletzt hat es vor zwei Tagen geschneit. Lutz, unseren Guide, scheint das wenig zu jucken. «Mir nach», winkt er. Er quert nach rechts, stapft ein paar Schritte nach oben. Das muss die Stelle sein, von der Thomas erzählt hat. Ja, links der kleine Felsriegel, gleich muss der Bergrücken die Sicht freigeben und ... «Spinn ich?» Keine Spur – keine einzige. Kein Wunder, dass Pulver-Gourmets, die im Wallis bislang treu nach Verbier oder weiter nach Chamonix gepilgert sind, immer öfter gerne schon vorher abbiegen – hinein in einsame Seitentäler wie das Lötschental. Schliesslich ist nicht alleine die Zahl der Lifte und der Höhenmeter für die Wahl des Skigebietes entscheidend. «Mit ein paar kurzen Aufstiegen bietet das Lötschental Supermöglichkeiten», meint Lutz Fleck, der sich hier vor einigen Jahren als Bergführer niedergelassen hat. In weiten Schwüngen zieht er unterhalb eines Felsgrates eine frisch verschneite Flanke hinab. Der zerklüftete Gletscherbruch des fast 4000 Meter hohen Bietschhorns ragt im Hintergrund als dramatische Kulisse auf. Tief unten liegen die dick verschneiten Hütten der Hockenalp – wie auf einer kuscheligen Daunendecke, in sanft welliges Alpgelände gebettet. Fehlt nur noch Heidi, wie sie auf ihren alten Holzbrettern daherschlittert. «Die Landschaft hier haut dich einfach um», strahlt Thomas mit der Sonne um die Wette. Wer hätte das vermutet? Wohl keiner, der nicht schon mal zuvor im Lötschental war. Denn die Einfahrt ins Tal an der Bahnverladestation in Goppenstein animiert eher zur Weiterfahrt in südlichere Gefilde des Wallis als zu einer Erkundungstour. Steile, felsige Wände, auf denen sich kaum Schnee hält, fallen zur Strasse hin ab. Ein finsteres, schluchtartiges Tal, das sich erst nach ein paar Kilometern zögerlich weitet. Dass das Lötschental zu den schönsten Panorama-Skigebieten der Alpen zählt, wird erst auf der Lauchernalp klar, die an der Station der Luftseilbahn von Wiler auf knapp 2000 Metern Höhe wie auf einer riesigen Sonnenterrasse liegt. Von dort geht es per Sessellift und Umlaufgondel noch einmal eine Etage höher. Genau gesagt auf 3111 Meter, zum Hockengrat. «Wow!» Den drei Buchstaben, die Thomas gerade über die Lippen kommen, ist nichts mehr hinzuzufügen. 40 Viertausender sollen an klaren Tagen von hier zu sehen sein. Das Nachzählen spart er sich: «Lasst uns lieber die nächsten Varianten inspizieren!» Die Auswahl an verlockenden Freeride-Abfahrten ist schier endlos. Dabei klingen die Masse des Skigebietes in nackten Zahlen eher bescheiden: 55 Kilometer Pisten, sechs Lifte – das war’s. Doch nach Osten, hinüber zum Petersgrat, und nach Westen in Richtung Lötschenpass erstreckt sich auf etwa zehn Kilometern Breite ein Freeride-Paradies, das seinen Namen wirklich verdient. Weite, offene Hänge – teils ohne, teils mit kurzen Aufstiegen erreichbar –, WEGWEISER 7

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